- Channing
Channing (spr. tschänn-), 1) William Ellery, amerikan. Geistlicher und Schriftsteller, der »Apostel« der Unitarier, geb. 7. April 1780 in Newport (Rhode-Island), gest. 2. Okt. 1842 in Bennington (Vermont), studierte Medizin, dann Theologie auf der Harvard-Universität und war seit 1803 Prediger in Boston und anerkannter Wortführer des Unitarismus. Die eminent sittliche Richtung seines Geistes betätigte sich bis zu seinem Tode durch beredte und erfolgreiche Bekämpfung aller sozialen und religiösen Mißstände, namentlich der Sklaverei (»On slavery«, Boston 1835), sowie durch geistvolle Vertretung der Rechte der Individualität auf allen Gebieten des innern und äußern Lebens. In England erfreute sich C. einer nicht geringern Popularität als im eignen Vaterland; in Deutschland hat ihn besonders Bunsen bekannt gemacht. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien kurz vor seinem Tode (Boston 1841, 5 Bde.), wozu 1872 als 6. Band eine Auswahl seiner Predigten (»The perfect life«) hinzukam (neue Ausg. 1885). In deutscher Übersetzung erschien eine Auswahl von Sydow und Schulze (Leipz. 1850–53, 15 Bde.). Seine Korrespondenz mit der Schriftstellerin Lucy Aikin (s.d.) wurde von Frau Le Breton (Lond. 1874) herausgegeben. Vgl. »Memoir of W. E. C.« (neue Ausg., Boston 1876, 2 Bde.); Résumat, C., sa vie et ses œuvres (3. Aufl., Par. 1873); W. H. Channing (Neffe), Life of W. E. C. (Boston 1849, 3 Bde.; neue Ausg. 1880).
2) William Henry, Neffe des vorigen, geb. 1810 in Massachusetts, gest. 1884, war gleichfalls Unitarierprediger und Schriftsteller und ist der Verfasser einer Biographie seines Onkels und der »Memoirs of Margaret Fuller«.
3) William Ellery, Sohn von C. 1), geb. 1818 in Boston, ein Lyriker und Essayist von hervorragender Individualität, sympathisierte mit den Bestrebungen der Transzendentalisten von Concord und ist der Verfasser der Gedichtsammlungen »Poems« (1843 u. 1847) sowie der Monographie »Thoreau: Poet naturalist« (Boston 1873).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.