- Bohrer [1]
Bohrer und Bohrmaschinen (hierzu Tafel »Bohrmaschinen« mit Text), Werkzeuge und Maschinen zur Hervorbringung von Löchern in Metall, Holz, Horn etc., die durch Drehung und Druck zur Wirkung gebracht werden.
Bei den Metallbohrern (Textfig. 1) treten die Schneiden a c unter einem Winkel E zusammen, der kleiner als 180° ist (A mit 80–120°, Spitzbohrer) oder gleich 180° (B Zentrumbohrer); sie sind nach einem Winkel von 50–80° zugeschärft sowie gegen die Wand des Bohrloches zur Vermeidung von Reibung um den sogen. Anstellungswinkel i geneigt. Bei den gewöhnlichen Holzbohrern (Figur 2) kommt nur eine Schneide zum Angriff, die stets zwischen die Fasern greifen soll und deshalb beim Bohren in der Längsrichtung des Holzes fast oder ganz parallel mit der Achse des Bohrers läuft (Parallelbohrer, Fig. 2 A), während sie auf Querholz dazu rechtwinkelig steht (Zentrumbohrer, Fig. 2 B) u. eine Schaufel d b bildet, die den Span abhebt, den ein Vorschneidzahn c gegen die Fasern im Kreise abschneidet. Oft liegt auch der Anfang der Schneide in der Achse (Spitzbohrer, Fig. 2 C). Die Parallelbohrer und Spitzbohrer heißen auch Hohlbohrer, weil sie zur Aufnahme der Späne rinnenförmig hohl sind.
Von besonders guter Wirkung sind die gewundenen Bohrer, auch Schrauben- oder Spiralbohrer genannt (Fig. 3 A [Schneckenbohrer] und B dienen für Holz, C für Metall). Sie haben den Vorteil, daß sie die Späne an den schiefen Flächen aus dem Loch schaffen und eine äußerst sichere Führung in dem Loch besitzen. Die zu bohrenden Löcher werden durch Einschlagen einer kegelförmigen stählernen Spitze (Körner) vorgezeichnet (angekörnt). Zur Erleichterung des Bohrens feuchtet man beim Bohren in Metall das Arbeitsstück mit Wasser, mit Seifenlösung oder Öl, Messing, Kupfer, Gold und Silber mit Öl, federharten Stahl am besten mit Terpentinöl oder Erdöl; Gußeisen und Bronze werden trocken gebohrt, Blei bohrt man trocken oder mit Wasser mit Holzbohrern.
Der Bohrer wird mit einem Querheft versehen oder in ein Bohrgerät gesteckt, das man auf verschiedene Weise in Bewegung setzt. Der Rollenbohrer (Fig. 4) mit sehr kleinem Bohrer besitzt eine Rolle, um die man die Saite oder Schnur eines Drill- oder Fiedelbogens schlingt, bei dessen Bewegung der Bohrer b rotiert, während man ihn mittels der Spitze c gegen das Arbeitsstück drückt. Sehr gebräuchlich ist der Drill- oder Druckbohrer (Fig. 5, auch Archimedischer Bohrer), der aus einer schraubenartig gedrehten Triebstange besteht, auf deren steilen Schraubengängen a b eine Mutter m auf und ab bewegt wird.
Das Ende der Schraube trägt in einer konischen Schraubenklemme e den Bohrer, während das andre Ende in einem zur Ausübung eines Druckes geeigneten Knopf K steckt, in dem die Schraube beim Auf- und Niederschieben der Mutter abwechselnd nach beiden Richtungen rotiert. Dieses bequeme Bohrgerät ist oft so konstruiert, daß der Bohrer sich kontinuierlich nach einer Richtung dreht. Größere Bohrer werden durch Brustleier, Eckenbohrer und Bohrkurbeln zur Wirkung gebracht. Die Brustleier (Bohrwinde, Draufbohrer) besteht (Fig. 6 A, B) aus einem C-förmigen Holz- oder Eisenstück, das bei b den Bohrer und oben einen breiten Knopf oder eine Eisenplatte aufnimmt, mit welcher der Arbeiter das Werkzeug gegen die Brust stützt, um dadurch während des Umdrehens einen gehörigen Druck ausüben zu können. Die Befestigung des Bohrers erfolgt durch einfaches Einstecken vermittelst einer Angel und Festhalten mittels einer Druckschraube (A) oder einer Feder, die in eine Kerbe des Bohrers fällt und durch einen Knopf zurückgedrückt wird (D), oder vermittelst der Holzfedern mit den Nasen (E) oder der Schraube (F).
Bei dem Eckenbohrer (Fig. 6 C) wird der Bohrer in dem Kopf d vermittelst der Handkurbel h, der Zahnräder d e und der Bohrspindel b gedreht, so daß man damit auch an solchen Stellen bohren kann, wo für die Bewegung der Brustleier kein Raum ist.
Die Bohrkurbel wird (K, Fig. 7) bei stärkern Arbeitsstücken und deshalb in einem Gestell, der Bohrmaschine, gebraucht, in dem sie durch eine Druckschraube S niedergedrückt wird, während das Gestell sich in den Lagern m m an der Wand drehen und durch den Schieber E in der Hülse o verlängern und verkürzen läßt.
Nach der Konstruktion dieser Vorrichtung unterscheidet man Wand-, Säulen- und tragbare Bohrmaschinen. Die Ratsche (Bohrratsche, Bohrknarre, Fig. 8) besitzt einen Zylinder a, mit einem Sperrrad b in der Gabel c lose sitzend. Wenn man nun den Handgriff h hin und her bewegt, so dreht sich der Bohrer d in einer Richtung, infolge der Mitnahme mittels des in der Gabel befindlichen Sperrkegels e, der bei der Rückwärtsbewegung über die Zähne des Sperrrades hinweggleitet. Die Spitze i der Schraube f stützt sich beim Gebrauch gegen einen festen Gegenstand und dient durch allmähliches Herausdrehen der Schraube f zur Druckgebung.
Auf der Drehbank benutzt man Bohrer, indem man sie in der Drehbankspindel einspannt und die Arbeit an dieselben andrückt, oder so, daß die Arbeit mit der Spindel umläuft, während der Bohrer in der Richtung seiner Achse vom Reitnagel vorgeschoben wird. Beschreibung und Abbildung. der Bohrmaschinen vgl. auf beifolgender Tafel. Über Gesteinsbohrmaschinen s.d.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.