Zarncke

Zarncke

Zarncke, Friedrich, Germanist, geb. 7. Juli 1825 zu Zahrenstorf bei Brüel in Mecklenburg-Schwerin, gest. 15. Okt. 1891, betrieb seit 1844 in Rostock, Leipzig und Berlin philologische, vorzugsweise germanistische Studien und begab sich 1848 nach Baumgartenbrück bei Potsdam, wo er die berühmte Meusebachsche Bibliothek ordnete und deren Verkauf an die königliche Bibliothek in Berlin vermittelte. Seit 1850 in Leipzig, gründete er das »Literarische Zentralblatt für Deutschland«, habilitierte sich 1852 an der Leipziger Universität und wurde 1854 zum außerordentlichen, 1858 zum ordentlichen Professor der deutschen Sprache und Literatur daselbst ernannt. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: eine Abhandlung über den »Deutschen Cato« (Leipz. 1852); die Ausgabe von Seb. Brants »Narrenschiff« (das. 1854); die Schrift »Zur Nibelungenfrage« (das. 1854), der er bald darauf eine Ausgabe des Gedichts (12. Abdr., das. 1887) und »Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenliedes« (das. 1857) folgen ließ; ferner Abhandlungen in den »Sitzungsberichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften«, als: »Beiträge zur mittellateinischen Spruchpoesie« (1863 u. 1865) etc.; »Über die Praefatio ad librum antiquum etc.« (1865), den altsächsischen Heliand betreffend; »Über die Trojanersage der Franken« u. a.; die Schrift »über den fünffüßigen Jambus« (Leipz. 1865) sowie Verschiedenes zur Geschichte der deutschen Universitäten. »Die urkundlichen Quellen zur Geschichte der Universität Leipzig« (das. 1857), »Die deutschen Universitäten im Mittelalter« (das. 1857), »Die Statutenbücher der Universität Leipzig« (das. 1861) u. a. Seit 1870 beschäftigte ihn längere Zeit die Sage vom Priester Johannes, der er fünf akademische Programme und eine Reihe andrer Abhandlungen widmete. Auch eine Ausgabe der Beschreibung des Graltempels im »Jüngern Titurel« (»Der Graltempel«, Leipz. 1876) u. a. ging aus diesem Studienkreis hervor. Reiche Ergebnisse förderte Z. zutage in der Schrift »Christian Reuter, der Verfasser des Schelmuffsky, sein Leben und seine Werke« (Leipz. 1884). Mit besonderm Eifer hat sich Z. auch der Kritik der Goethebildnisse gewidmet, über die er wiederholt in Zeitschriften, zusammenfassend schließlich in dem »Kurzgefaßten Verzeichnis der Originalaufnahmen von Goethes Bildnis« (mit 15 Tafeln Abbildungen, Leipz. 1888) berichtete. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Kleine Schriften« (Bd. 1: Goetheschriften, Bd. 2: Aufsätze und Reden, Leipz. 1897). Als Gelehrter rastlos und von peinlicher Gründlichkeit, als Lehrer vielseitig anregend und fördernd, war Z. Jahrzehnte hindurch ein anerkannter Führer in seiner Wissenschaft. Vgl. Vogt, Friedrich Z. (in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 25, Halle 1892).


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