- Bhutan
Bhutan (Bhotan), unabhängiger Staat im östlichen Himalaja (s. Karte »Ostindien«), zwischen 26°45´ bis 28° nördl. Br. und 89–92° östl. L., grenzt im N. an Tibet, im W. an Sikkim, im O. an wilde Gebirgsstämme, im S. an Assam und Bengalen; 34,000 qkm. Der nördlich. Teil ist von Hochgebirgen eingenommen, der südliche von den Vorbergen des Himalaja mit tiefen Flußtälern, wo Reis, Getreide und Zucker gedeihen. Breite Hügelrücken (Dwars) leiten nach S. zur Ebene über, der Bjelja (3405 m) nach Paro, der Pelilapsa (3316 m) nach Tongsa. Von den zahlreichen Flüssen (zum Brahmaputra) ist der Manas der wichtigste. Das Klima geht von der heißen bis zur kalten Zone aufwärts. Die Tierwelt ist sehr reich: Elefanten, Leoparden, mehrere Hirscharten, Wildschweine, seltener Tiger, Bären und Rhinozeros. Die Bewohner, etwa 200,000, nennen sich Bhutja (s. Bhot). B. steht unter zwei Herrschern: dem Dharma Radscha als geistlichem Oberhaupt und Verkörperung der Gottheit, und dem Deb Radscha als weltlichem Herrscher, den alle drei Jahre die drei Penlos (Gouverneure der Provinzen Paro, Tongsa und Andipur) aus ihrer eignen Zahl wählen. Ihnen ist ein ständiger Ministerrat beigegeben. Die Willkür und Habgier der höchsten Beamten und die vielen Geistlichen, die ihre ausgedehnten Klostergüter in Pacht geben, hindern die Entwickelung des Landes. Die Industrie ist nur eine häusliche. Der Handel mit Britisch-Indien betrug 1900/1901: 550,190 Rupien; ausgeführt werden Goldstaub, Salz, Walnüsse, Orangen, Moschus, Seide und die einheimischen Ponies. 6000 Soldaten verteilen sich auf die festen Plätze. Die beiden Radscha residieren im Winter in Panakka (1222 m), im Sommer in Tassisudon (2225 m ü. M.), wo im Palast des Dharma Radscha allein 1500 Geistliche hausen. – Nach längerm Streit wegen der Assam-Duars und der Mißhandlung seiner 1863 nach B. geschickten Gesandtschaft erklärte England 1864 den Krieg an B.; am 15. Dez. 1864 wurde das befestigte Dahnikote erobert. Im Frieden vom 11. Nov. 1865 ward dem Deb Radscha gegen Abtretung der westlichen Duars und Aufnahme englisch-indischer Truppen in die Bergfesten Buxa und Dewangiri eine jährliche Zahlung von 100,000 Mk. versprochen; später wurden gegen Rückgabe der Duars an B. die Festen an England abgetreten. Vgl. Turner, Account of an embassy to the court of the Teshoo Lama in Tibet (Lond. 1800; deutsch, Weim. 1801; noch nicht veraltet); »Reports of missions to Bhotan« (Lond. 1865); Rennie, Bhotan and the story of the Dooar war (das. 1866).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.