Wanderzwang

Wanderzwang

Wanderzwang, eine in den Zunftstatuten des 14. Jahrh., besonders aber Ende des 15. Jahrh. vorkommende Bestimmung, gemäß der die Handwerksgesellen zum Wandern gezwungen wurden. Ursprünglich beabsichtigte man mit dem W. eine Erweiterung der technischen und geschäftlichen Kenntnisse und Kunstgriffe des Wandernden; er sollte die bedeutendern Orte seines Handwerkes aufsuchen und die dort erworbenen Kenntnisse in der Heimat nutzbringend verwerten. Die wandernden Gesellen hatten sich durch Arbeit zu unterhalten; wo sie keine Arbeit fanden, erhielten sie eine Unterstützung, das sogen. Geschenk. Später sollte durch die meist mehrjährige Wanderzeit die Selbständigmachung der Gesellen als Meister hinausgeschoben und die Konkurrenz vermindert werden. Diese Absicht geht deutlich daraus hervor, daß Meistersöhne und Gesellen, die eine Meisterswitwe oder -Tochter des Handwerks heirateten, von dem W. befreit waren. Bei manchen Handwerken war jedoch das Wandern geradezu verboten, und zwar in solchen, bei denen man befürchtete, daß durch das Wandern der Gesellen die Handwerksgeheimnisse in der Fremde verbreitet würden. Der W. wurde in Deutschland durch die Gewerbeordnung von 1869, ebenso auch in andern Ländern aufgehoben. Vgl. Schanz, Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände (Leipz. 1876).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zunft — Zunft, Bezeichnung der frühern fachgenossenschaftlichen Verbände von zum Gewerbebetrieb berechtigten Meistern eines Gewerbes oder nahe verwandter Gewerbe zwecks Förderung ihrer gemeinsamen sozialen, politischen, wirtschaftlichen, insbes. der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Buchbinder — Der Buchbinder (Kupferstich, 17. Jh.); aus: Abraham a Santa Clara: Etwas für alle. Würzburg, 1699 Buchbinder ist die Bezeichnung für den Berufszweig, der das Buch in seine endgültige Form bringt und den Einband herstellt. Er tätigt damit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Buchbinderei — Der Buchbinder (Kupferstich, 17. Jh.); aus: Abraham a Santa Clara: Etwas für alle. Würzburg, 1699 Buchbinder ist die Bezeichnung für den Berufszweig, der das Buch in seine endgültige Form bringt und den Einband herstellt. Er tätigt damit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Wanderlust — Der Wanderer über dem Nebelmeer Caspar David Friedrich, 1818 Öl auf Leinwand, 94,8 cm × 74,8 cm Kunsthalle Hamburg Wanderlust w …   Deutsch Wikipedia

  • Sachsen [3] — Sachsen (Gesch.). I. Sachsen Wittenberg unter den Askaniern als Herzöge u. Kurfürsten von S. 1180–1422. Bernhard von Askanien, welcher von seinem Vater Albrecht das Land um Wittenberg erhalten hatte u., nachdem ihm nach der Auflösung des… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gewerbe [1] — Gewerbe, 1) jedes Geschäft, wodurch derjenige, welcher dasselbe betreibt, seinen Unterhalt erwerben will; 2) im engeren Sinne so v.w. Handwerk. G. im engern Sinne werden betrieben von Einzelnen od. ganzen Genossenschaften, die mit bestimmten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wanderbücher — Wanderbücher, Bücher, welche die Handwerksgesellen auf Grund gesetzlicher Vorschriften (Bayern, Gesetz vom 11. März 1808, Preußen vom 31. Aug. 1831) zu führen hatten, und in welche die ganze Wanderschaft des Gesellen durch Einträge der Meister,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wanderunterstützung — (Reiseunterstützung, Viatikum), die von Meistern oder Gesellen und Arbeiterverbänden den wandernden Handwerksburschen und Arbeitern, dann auch die von Vereinen zur Bekämpfung des Ortsbettels und ähnlichen Vereinen gewährte Unterstützung. Zur Zeit …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hans-Joachim Kertscher — (* 2. Januar 1944 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Herausgeberschaft 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”