Teslaströme

Teslaströme

Teslaströme, von N. Tesla hergestellte Wechselströme von großer Schwingungszahl und sehr hoher Spannung. Von den Polen eines Funkeninduktors führen Drähte zu den innern Belegungen zweier Leidener Flaschen, deren (entgegengesetzt geladene) äußere Belegungen mit einer Spule aus wenigen Windungen eines dicken Drahtes (primäre Spule) verbunden sind. In diese Verbindung ist jedoch eine Funkenstrecke eingeschaltet, durch die bei jeder Entladung der Flaschen ein Funke überspringt. Hierdurch werden entlang jener Spule elektrische Schwingungen von großer Stromstärke erregt, deren Anzahl in einer Sekunde etwa 1 Million beträgt. Um die primäre Spule ist eine sekundäre Spule mit sehr vielen Windungen eines dünnen Drahtes gelegt; in dieser entstehen Induktionsströme von ebenso kurzer Schwingungsdauer und außerordentlich hoher Spannung (T.), weil der primäre Strom in so sehr kurzer Zeit seine Stärke und Richtung ändert. Wegen der hohen Spannung müssen die Spulen vorzüglich isoliert sein, z. B. indem sie in ein Gefäß mit luftfreiem Öl eingesenkt (Teslatransformator) oder durch einen weiten Zwischenraum von der Primärspule getrennt werden. Die Enden des sekundären Drahtes sind isoliert nach außen geführt. Aus jedem Pole sprühen verästelte bläuliche Lichtbüschel, zwischen den beiden genäherten Polen entsteht eine glänzende Lichterscheinung, gleich einem Netzwerk silberglänzender Fäden. Bringt man an einem Pol einen langen, am Ende isolierten Draht an, so schießen aus ihm in seiner ganzen Länge nach allen Seiten senkrecht zum Draht bläuliche Strahlen hervor; spannt man von beiden Polen parallel zueinander je einen Draht, so schießen die Strahlen durch den Zwischenraum von einem zum andern und bilden ein langes, sanft leuchtendes bläuliches Lichtband. Wird der eine Pol mit einem größern, der andre mit einem kleinern konzentrischen Drahtkreis verbunden, so erfüllt sich der Zwischenraum der beiden Kreise mit den unausgesetzt übergehenden Strahlen, die, wenn die Kreise auseinander gerückt werden, einen leuchtenden Kegelstumpf bilden. Geißlersche Röhren in der Nähe der Pole ohne Verbindung mit denselben leuchten wesentlich heller als bei Anwendung eines gewöhnlichen Induktoriums. Werden zwei mit den Polen verbundene Metallplatten einander gegenübergestellt, so herrschen in dem Zwischenraum so starke elektrische Kräfte, daß Geißlersche Röhren, frei in diesen Raum gebracht, hell aufleuchten (Teslabeleuchtung). Die Entladung der T. geht leichter durch die Luft als durch gute Leiter, z. B. Metalldrähte, weil bei Strömen von so hoher Wechselzahl die Selbstinduktion bei letztern den Durchgang bedeutend erschwert, so daß die Strömung sich hauptsächlich auf die Oberfläche beschränkt. Deshalb üben die T. trotz ihrer hohen Spannung nur geringe physiologische Wirkung aus, während man von gewöhnlichen Induktionsströmen heftige Schläge empfängt. Vgl. Fodor, Erperimente mit Strömen hoher Wechselzahl und Frequenz (Wien 1894); Tesla, Untersuchungen über Mehrphasenströme etc. (deutsch, Halle 1895); O. Lehmann, Elektrische Lichterscheinungen oder Entladungen (das. 1898). – T. finden auch in der Medizin unter dem Namen Arsonvalisation Anwendung (s. Elektrotherapie, S. 697).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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