- Bellămy
Bellămy, 1) Jacobus, niederländ. Dichter, geb. 12. Nov. 1757 in Vlissingen, gest. 11. März 1786 in Utrecht. Nachdem er als Bäckerlehrling durch seine geistigen Bestrebungen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und von Gönnern (1782) mit den Mitteln zum Studium der Theologie ausgerüstet worden war, lebte er fast ausschließlich den Musen. Zuerst gab er seine »Gezangen mijner jeugd« (1782), darauf unter dem Namen Zelandus seine begeisterten »Vaterlandsche gezangen« (1783) und 1785 weitere »Gezangen« heraus. Sein lieblichstes Gedicht ist die im Gedächtnis der Nation fortlebende Romanze »Roosje«, die in den »Proeven voor hetverstand etc.« (Utrecht 1784; deutsch von Janssen, Wesel 1834) erschien und an rührender Einfachheit und Gefühlsinnigkeit in der niederländischen Literatur einzig dasteht. Seine Gedichte erschienen gesammelt (zuerst 1816) in neuer Ausgabe Haarlem 1826. Aus seinen nachgelassenen Briefen und Papieren gab I. van Vloten das Merkwürdigste heraus (Middelburg 1878). Vgl. Ockerse und Kleyn, Gedenkzuil op het graf van J. B. (Haarlem 1822); I. Dyserinck, Ter nagedachtenis van J. B. (Middelb. 1881).
2) Edward, amerikan. Schriftsteller, geb. 29. März 1850 in Chicopee Falls (Mass.), gest. 22. Mai 1898, studierte in New York und in Deutschland Rechtswissenschaft, widmete sich aber von 1876 an der Literatur. Während seine ersten Erzählungen: »A Nantucket idyl« (1877), »Dr. Heidenhoff's process« (1884) und »Miss Ludington's sister« (1884), wenig bemerkt wurden, hatte sein sozialistischer Zukunftsroman »Looking backward 2000–1887« (1888), in dem die künftige soziale Entwickelung der amerikanischen Republik vorausgeahnt wird, einen beispiellosen Erfolg. In mehr als einer halben Million Exemplaren aufgelegt, mehrfach verdeutscht und in nahezu jeder Sprache der Welt in Übersetzung vorhanden, hat dieses Werk eine Verbreitung gefunden, wie kein zweites in der Literatur der Gegenwart, und der Einfluß desselben auf die sozialen Anschauungen des Amerikanertums wirkt immer noch nach, obgleich die zur praktischen Propaganda seiner Ideen gegründete nationalistische Partei und deren Organe nicht mehr bestehen. Die zahlreichen Parodien und Gegenschriften, die das Buch hervorrief, erschienen fast ausschließlich in Deutschland. Einige derselben sind: Fränkel, Gegen B. (12. Aufl., Würzb. 1891); Konr. Wilbrandt, Des Herrn Friedrich Ost Erlebnisse in der Welt Bellamys (Wismar 1891); Erdmannsdörffer, Ein Phantasiestaat (Leipz. 1891). In »Equality« (New York 1897; deutsch: »Gleichheit«, 2. Aufl., Stuttg. 1898) gab er eine Fortsetzung und Ergänzung seiner Utopie. Nach seinem Tod erschien ein Band kurzer Erzählungen: »The blindman's world« (1899) und der einen sozialen Aufstand in Massachussetts 1786–87 behandelnde historische Roman »The duke of Stockbridge« (1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.