- Straßenwalzen
Straßenwalzen, Walzen zur Dichtung des Untergrundes und des aus kleingeschlagenen Steinen, Kies u. dgl. bestehenden Oberbaues chaussierter Straßen. Sie wurden von De Cessart 1787 in Vorschlag gebracht, kamen jedoch erst im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrh. zur Anwendung, zuerst aus Stein oder Holz, später aus Gußeisen hergestellt. Die von Pferden gezogenen S. bestehen in der Regel aus einem gußeisernen Zylinder mit eisernem oder hölzernem Gestell, an dem die Zugkräfte wirken, und Kasten oder Körben zur Aufnahme von Belastungskörpern. Bisweilen wird der Walzenkörper zu demselben Zweck mit Wasser gefüllt. Auch Bremsen sind vorhanden und Vorrichtungen zum Abstreifen des an der Walze sich anhängenden Materials. Ist die Walze am Ende der zu dichtenden Strecke angelangt und soll die Rückwärtsbewegung beginnen, so werden die Pferde umgespannt oder mittels eines besondern Mechanismus um die feststehende Walze herumgeführt (Drehdeichselsystem); bei manchen Walzen läßt sich die Deichsel auch in der Lotebene umschlagen. Der Durchmesser der S. mißt 1,2–1,8 m, ihre Länge 1,1–1,3 m, die Wandstärke 0,050–0,075 m. Das Gewicht der unbelasteten Pferdewalze beträgt etwa 3–5, das der vollbelasteten Walze 6–8 Ton.; zu ihrer Fortbewegung sind 6–8 Pferde erforderlich. Vorteilhafter als Pferdewalzen sind Dampfwalzen mit mehreren Walzenzylindern und einem Rahmen, auf dem die Dampfmaschine samt Kessel, Kohlen und Wasserbehälter und der Führerstand angebracht sind. Bei den französischen Dampfwalzen sind zwei gleichlange Walzen von gleichem oder ungleichem Durchmesser hintereinander angeordnet, bei den englischen sind gewöhnlich vier Walzen, zwei Trieb- und zwei Lenkwalzen, vorhanden, die der Maschine das Aussehen einer Straßenlokomotive mit sehr breiten Radkränzen verleihen. Das Gewicht der Dampfwalzen wechselt etwa zwischen 12 und 25 Ton. Sie sind am Platz, wo es sich um bedeutende, in kurzer Zeit auszuführende Arbeitsleistungen handelt, und wo der Straßenverkehr wenig gestört werden soll. Ihre große Leistungsfähigkeit erklärt sich aus der Größe ihres Gewichtes, daraus, daß bei ihnen die Auflockerung der Schotterdecken durch Pferdehufe entfällt, und daß der Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsbewegung einfach und rasch erfolgen kann.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.