- Seebär [1]
Seebär (Bärenrobbe, Ohrenrobbe, Otaria Péron), Gattung der Robben aus der Familie der Ohrenrobben (Otariidae). Säugetiere mit normalen Eckzähnen, kleinen Ohrmuscheln, langem Hals und ziemlich weit aus dem Körper hervorragenden und ihn tragenden Gliedmaßen. Der S. (O. ursina Pér., s. Tafel »Robben I«, Fig. 1), bis 3 m lang (die Weibchen nur halb so lang), mit gestrecktem Leib, kurzem Hals, verhältnismäßig langem, spitzem Kopf, ziemlich kleinem Maul, wenigen Schnurrborsten auf der Oberlippe, großen Augen, flossenartigen Vorderfüßen, sehr verbreiterten und verlängerten Hinterfüßen, dunkel braunem, am Vorderkörper weiß gesprenkeltem Pelz, findet sich an der Küste Patagoniens und Westafrikas, der Falklandinseln, Neusüdschottlands, Südgeorgiens, im Beringmeer und an der St. Paulsinsel; er lebt meist auf hoher See, macht weite Wanderungen und kommt nur zum Zwecke der Fortpflanzung an einsamen Stellen aus Land, wo er, ohne zu fressen, längere Zeit verweilt. Jedes Männchen hat 9–15, selbst bis über 40 Weibchen. Das Weibchen wirft ein Junges, selten zwei. Der S. ist am Lande sehr behend und hat ein ungemein zähes Leben. Man jagt ihn des vortrefflichen Pelzes (Pelzseehund, Biberseehund) und des wohlschmeckendes Fleisches halber. Die St. Paulsinsel sollen früher jährlich mehr als 1 Mill. Seebären besucht haben; durch rücksichtslose Verfolgung hat sich ihre Zahl sehr erheblich vermindert, und erst in der neuesten Zeit hat wieder eine Vermehrung stattgefunden. Bei der Jagd schleicht sich eine Anzahl geübter Leute an die Küste, wo die jüngern Männchen lagern, treibt die Herde landeinwärts und tötet die geeigneten durch einen Schlag auf die Nase, während man den übrigen die Flucht gestattet. Weibchen werden nicht getötet. Vgl. Robben und Robbenfelle. Die Mähnenrobbe (O. jubata Desm.), bis 2,7 m lang, hat beim alten Männchen auf dem Rücken mähnenartig verlängertes Haar, ist auf der Oberseite des Kopfes hell-, an den Wangen dunkelbraun, an der Schnauze schwarz, auf dem Rücken gelblichgrau, am Bauch braungelb, an den nackten Flossen schwarz. Das bedeutend kleinere Weibchen weicht in der Färbung erheblich ab. Die Mähnenrobbe bewohnt die Südspitze Südamerikas und findet sich südlich bis zum Grahamland. Sie macht weite Wanderungen, weilt der Fortpflanzung halber monatelang am Lande, und das Weibchen wirft hier ein Junges. Man jagt sie wenig eifrig, weil sie geringen Nutzen gewähren. Der Seelöwe (O. Stelleri Less., s. Tafel »Robben I«, Fig. 2), bis 5 m lang, ist mit einem kurzen, harten, in der Färbung schwankenden Haarkleid, an den Extremitäten mit einer rauhkörnigen Haut bedeckt, das viel kleinere Weibchen ist in der Regel hellbraun gefärbt. Er findet sich an der asiatischen und amerikanischen Küste des Großen Ozeans nördlich von den Schildkröteninseln, bewohnt auch dichtbevölkerte Gegenden und dringt in die Buchten und selbst in die Flüsse ein. Einem Männchen folgen 3–4 Weibchen. Die Seelöwen erscheinen wild und bösartig, fliehen aber vor dem Menschen und kämpfen nur in der Not, wobei sie dann eine sehr große Kraft entwickeln. Sie fressen Fische, Weich- und Krebstiere, Pinguine und Möwen. Man jagt sie des Speckes und des Felles halber, das auf Leim verarbeitet wird. Die Eingebornen trocknen auch das Fleisch für den Winter und verarbeiten die gegerbten Gedärme zu Kleidern. Die Seelöwen halten sich leicht in der Gefangenschaft und lassen sich in hohem Grade zähmen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.