Poncelet

Poncelet (spr. pongß'lä), Jean Victor, Ingenieuroffizier, Mathematiker und Mechaniker, geb. 1. Juli 1788 in Metz, gest. 23. Dez. 1867 in Paris, besuchte 1807–10 die École polytechnique, trat 1812 als Ingenieurleutnant in die Armee, wurde aber bei dem Rückzug aus Moskau gefangen und nach Saratow an der Wolga gebracht, wo er in zwei Jahren die Grundlagen der projektiven Geometrie schuf. Er fand mit seinen Untersuchungen bei der Pariser Akademie keine Anerkennung und veröffentlich le sie daher im Crelleschen Journal. 1829 faßte er diese Abhandlungen zusammen in dem »Traité des propriétés projectives des figures« (2. Aufl., Par. 1865–66, 2 Bde.). Er konstruierte das nach ihm benannte Wasserrad und einen Mechanismus zur gleichförmigen Bewegung von Klappbrücken. 1838 wurde er Professor für angewandte Mechanik an der Pariser Fakultät. 1848 wurde er General, Kommandeur der École polytechnique und Oberkommandeur der Nationalgarde des Seinedepartements. 1851 ging er als Präsident der Kommission für Mechanik nach London zur Weltausstellung, über die er 1857 in der »Collection des travaux de la Commission française« einen Bericht veröffentlichte, der für die Geschichte der Technik von großer Bedeutung ist. Seine aus Saratow stammenden Manuskripte veröffentlichte er in den »Applications d'analyse et de géometrie« (1862–1864, 2 Bde.). P. ist der eigentliche Begründer der neuern Geometrie und hat auf die deutschen Geometer sehr starken Einfluß ausgeübt, während er in Frankreich Zeit seines Lebens wenig Beachtung fand. P. schrieb noch: »Les roues hydrauliques verticales« (Metz 1826); »Théorie des effets mécaniques de la turbine Fourneyron« (Par. 1838); »Expériences hydrauliques« (mit Lebros, das. 1832); »Introduction à la mécanique industrielle« (3. Aufl. 1870; deutsch von Hallbauer und Kuppler, Nürnb. 1841–1845); »Traité de mécanique appliquée aux machines« (Lüttich 1845; 3. Aufl., Par. 1874–76, 2 Bde.; deutsch von Schnuse, Darmst. 1845–49). Vgl. Didion, Notice sur la vie et les ouvrages du général P, (Par. 1869); Bertrand, Eloge historique de P. (in den »Mémoires de l'Académie des Sciences«, 1879).