Ob

Ob

Ob (Obj, der Aß, Jag, Kolta, Jema der Ostjaken, Kolta oder Kuaj der Samojeden, Omar, Umor der Tataren), der Hauptstrom Westsibiriens (s. Karte »Sibirien«), entsteht 13 km unterhalb Biisk im Gouv. Tomsk aus dem Zusammenfluß der Katunja, die auf dem Altai entspringt, und der Bija, die aus dem Telezker See (s. d.) abfließt. Schon bei Barnaul liegt sein Flußbett nur 140, bei Kolywan 139 m ü. M., so daß bei dem geringen Fall des Landes viele der ihm zustrebenden Nebenflüsse sich in Seen und Sümpfe ausbreiten und den Ob nur zuzeiten erreichen. Er selbst spaltet sich in mehrere Arme und bildet zahlreiche Inseln. Seine mittlere Breite schwankt zwischen 800 m und mehr als 3 km; bei Kolywan breitet er sich zu einem wahren Meer aus. Rechts gehen ihm Tom (s. d.), Tschulym und Ket (s. d.), links bei Samarowsk der Irtisch (s. d.) zu, worauf er sich in den Großen und Kleinen Ob spaltet. Dann fließt er in weitem, nach Osten sich öffnendem Bogen, große Inseln bildend, unterhalb Obdorsk in einer 3 km breiten Mündung in das Südende des Obischen Meerbusens (Obskaja guba), eines 950 km langen, durchschnittlich 90–100 km breiten Armes des Nördlichen Eismeeres. Seine Länge beträgt vom Zusammenfluß der Bija und Katunja 3640 km, sein Flußgebiet 2,915,000 qkm; die schiffbaren Wasserstraßen seines Beckens sind insgesamt 15,000 km lang. Den Tschulym gehen Barken bis Atschinsk hinauf; der Ket ist mit dem Jenissei durch das 899 km lange, freilich nur für Fahrzeuge von 1 m Tiefgang brauchbare Ob-Jenisseische Kanalsystem verbunden, das sich zusammensetzt aus dem Ket, dessen Nebenfluß Lomowataja (58 km), dessen Zufluß Jasewaja (31 km), dem Bolschoje See (7 km), dem 9 km langen Kanal, der den See mit dem Kleinen Kaß verbindet, diesem selbst (48 km) und dem Großen Kaß (160 km), der links in den Jenissei mündet. Seit 1845 werden der Ob und seine Zuflüsse von Dampfern (1904: 130) und andern Schiffen (1904: 242) befahren. Sie verkehren auf den Flüssen Tura, Tobol, Irtisch und auf dem Ob abwärts bis zum Meer. Der Ob ist mit Eis bedeckt bei Barnaul vom 9. Nov. bis 26. April, bei Obdorsk vom 28. Okt. bis 4. Juni; aber im Hochsommer bietet auch sein Unterlauf eine fahrbare Wasserstraße, und von Europa aus ist seine Mündung wiederholt erreicht worden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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