Nobel [3]

Nobel [3]

Nobel, 1) Ludwig, Industrieller, geb. 1831 in Stockholm, gest. 12. April 1888 in Cannes, kam als Knabe nach Petersburg, wohin sein Vater berufen war, um den Hafen von Kronstadt durch Seeminen gegen feindliche Angriffe zu sichern. Auf Veranlassung des russischen Großadmirals, Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch, legte der ältere N. in Petersburg auf eigne Rechnung eine große Schiffswerft für den Bau von Kriegsschiffen an, mußte aber, da er ohne genügende Aufträge seitens der Krone blieb, zur Liquidation schreiten. Mit dieser wurde der Sohn beauftragt, der 1862 eine Eisengießerei begründete, die sich schnell zu einer bedeutenden Maschinenbauanstalt entwickelte und mit einer Gewehrfabrik verbunden wurde. In Gemeinschaft mit seinen Brüdern begann er 1874 die Ausbeutung der Naphthaquellen von Baku und erhob das Unternehmen in zehn Jahren zur höchsten Vollendung. Da es an Holz zu Fässern fehlte, konstruierte er für den Wassertransport des Erdöls eiserne Dampfboote und Flußkähne, für den Eisenbahntransport Zisternenwaggons, die das Erdöl direkt aufnehmen, und bedeckte Rußland mit einem Netz großer Reservoirs, aus denen erst das Öl in den Handel übergeht. Dem Transport dienten über 20 Dampfboote, eine ganze Flotte kleinerer Schiffe und mehr als 2000 Waggons, sein Öllager war die größte Raffinerie der Welt.

2) Alfred, Bruder des vorigen, Chemiker, geb. 21. Okt. 1833 in Stockholm, gest. 10. Dez. 1896 in San Remo, war 1850–54 in Amerika, studierte in Stockholm, arbeitete 1859–61 mit seinem Vater über Sprengmittel und stellte 1862 Nitroglyzerin zuerst im großen dar. 1865 errichtete er die Fabrik in Krümmel a. d. Elbe, die gegenwärtig die größte Sprengstoffabrik auf dem Kontinent ist, und die Fabrik in Winterviken. 1866 erfand er das Dynamit, und durch die Methode, dasselbe durch einen andern Explosivkörper zur Detonation zu bringen, wurde er der Schöpfer der Nitroglyzerinindustrie und der modernen Sprengtechnik. 1867–73 führte er das Dynamit in die meisten Staaten von Europa und Amerika ein und gründete 15 Fabriken. 1873 ließ er sich in Paris nieder und 1875 erfand er dort die Sprenggelatine. Von 1878–80 nahm N. Patente auf eine automatische Bremse, einen nicht explodierbaren Dampfkessel und verbesserte das Konzentrieren der Schwefelsäure, Verdampf- und Gefrierapparate und die Raffination des Gußeisens. 1884 ließ er sich eine Methode der kontinuierlichen Destillation von Petroleum patentieren, die grundlegend für den Erfolg der russischen Petroleumindustrie geworden ist. 1888 wurde ihm ein rauchschwaches Pulver, der Ballistit, patentiert. 1891 siedelte N. mit seinem Laboratorium nach San Remo über. In seinem Testament bestimmte er den größten Teil des Ertrags seines ganzen Vermögens, etwa 35 Mill. Mk., zu fünf jährlichen Preisen von je ca. 150,000 Mk.: 1) Für die wichtigste Entdeckung auf dem Gebiete der Physik, 2) der Chemie, 3) der Medizin und der Physiologie, 4) für dasjenige in einer beliebigen Sprache verfaßte Werk, das sich am meisten durch hohe, ideale Tendenz auszeichnet, 5) für das verdienstlichste und wirksamste Bestreben zur Förderung allgemeiner Brüderlichkeit, Aufhebung und Verminderung der stehenden Heere und Errichtung schiedsrichterlicher Tribunale zwischen den verschiedenen Staaten. Die vier ersten Preise werden von der schwedischen Akademie, der fünfte vom norwegischen Storthing verliehen. Zum erstenmal wurden die Preise 10. Dez. 1901 verteilt. Die Körperschaften, welche die Nobelpreise verteilen, gründen Nobelinstitute, von denen das norwegische zu einer internationalen wissenschaftlichen Anstalt für Völkerrecht mit bedeutender Bibliothek erweitert werden soll.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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