Neubraunschweig

Neubraunschweig

Neubraunschweig (New Brunswick), Provinz von Kanada (s. die Karte »Britisch-Nordamerika« im 10. Bd. und »Vereinigte Staaten«, östliche Hälfte), zwischen 45–48° nördl. Br. und 63°48´-69°5´ westl. L., im NW. von der Provinz Quebec, im SW. von dem Unionsstaat Maine begrenzt, im O. durch den Isthmus von Chignecto mit Neuschottland verbunden, im Norden von dem Lorenzgolf mit der Northumberlandstraße und im SO. von der Fundybai bespült, ist 72,780 qkm groß. Die 800 km langen Küsten sind von zahlreichen Baien (Passamaquoddy-, Miramichi-, Chaleurbai) zerschnitten. In seinem mittlern Hauptteil ist N. ein flachhügeliges Niederland (Fredericton 13 m ü. M.), im Norden und S. dagegen ein im Bald Mountain bis 753 m aufsteigendes waldiges Bergland. Der Untergrund besteht aus gefalteten kambrischen, silurischen und besonders devonischen und karbonischen Ablagerungen. Untergeordnet erscheinen archäische Gesteine als der Kern der vorwiegend nordöstlich gerichteten Falten und Triasschichten. Glaziale Ablagerungen (erratische Blöcke und Geschiebewälle) bedecken vielfach die ältern Gesteine. Der kulturfähige Boden beschränkt sich auf die mit Glazialschutt und Alluvionen, in großem Umfange mit Torfmooren gefüllten Täler. Hier finden sich saftige Weidegründe und dichte Waldungen von Tannen, Eichen, Ahornen, Ulmen, Pappeln und Eschen. Hauptflüsse sind der St. John (s. d.), der St. Croix, der Petitcodiac, der Miramichi und der Restigouche (auf der Grenze gegen Quebec). Unter den Seen sind der Grand Lake und Kennebecasissee des St. Johngebiets und die Chiputneticookseen des St. Croixgebiets (auf der Grenze gegen Maine) hervorzuheben. Das Klima zeigt große Extreme (Chatham mit 3,7° mittlerer Jahrestemperatur, -12,3° im Januar, +18,3° im Juli). Pflanzen- und Tierwelt sind die von Kanada (s. d.). Von nutzbaren Mineralien finden sich außer Granit und Steinkohlen (am Grand Lake) besonders Eisen- und Kupfererz, Braunstein und Antimon. Die Bevölkerung wuchs in den letzten Jahrzehnten nur schwach, von 321,233 Seelen im J. 1881 auf 321,263 im J. 1891 und 331,120 im J. 1901. Männlich waren 1901: 168,639, weiblich 162,481, im Auslande geboren 17,942 (davon in Deutschland nur 130), englischer Herkunft 104,701, irischer 83,385, französischer 79,988, schottischer 48,310, Indianer (Mikmak und Etschemin), einschließlich der Mischlinge, 1465, Neger 1368, römische Katholiken 125,698, Baptisten 80,874, Anglikaner 41,767, Presbyterianer 39,496, Methodisten 35,973. Das höhere Aufblühen der Kolonie datiert von der Einwanderung von 3000 Loyalisten aus der Union (1783). Öffentliche Schulen gab es 1903: 1726 mit 1815 Lehrern und 58,863 eingetragenen Kindern, während die höhern Schulen (Grammar schools) 34 Lehrer und 1019 Zöglinge, die Staatsuniversität in Fredericton 134, das Mount Allison College 125 und das St. Josephs College 200 Studenten zählten. Die wirtschaftlichen Hauptreichtümer des Landes liegen in der Holzschlägerei, die 1891 in 496 Sägemühlen für 6,7 Mill. Doll. Erzeugnisse lieferte, und in der Fischerei (1902 mit 16,000 Mann für 3,9 Mill. Doll.). Der Ackerbau nahm 1901 erst 359,000 Hektar in Anspruch u. erzeugte 4,816,173 Bushels Hafer, 1,390,885 Bushels Buchweizen, 381,699 Bushels Weizen und 4,649,059 Bushels Kartoffeln, während als Obst- und Gemüsegartenland 5300 Hektar (mit 456,115 tragenden Apfelbäumen) und als Weideland 276,000 Hektar benutzt wurden. Der Vieh stand zählte 1901: 61,789 Pferde, 227,196 Rinder, 182,524 Schafe und 51,763 Schweine. Die Industrie ist, abgesehen von der Sägeholzerzeugung und dem stark zurückgegangenen Bau hölzerner Schiffe, unbedeutend. Der Außenhandel betrug 1903 in der Ausfuhr von Holz, Fischereiprodukten etc. 18,796,463, in der Einfuhr 7,934,370 Doll. und geht zum weitaus größten Teile durch den Hafen von St. John, demnächst durch Chatham, Moncton, St. Stephen und Newcastle. Eisenbahnen, durch die N. mit dem übrigen Kanada und mit der Union in bequemer Verbindung steht, gibt es (1903) 2325 km. An der Spitze der Verwaltung steht ein Statthalter (lieutenant governor) mit einem Ausführenden Rate (executive council) von sechs und einem Gesetzgebenden Körper von 41 Mitgliedern. In das Bundesparlament zu Ottawa sendet N. 10 Senatoren und 13 Abgeordnete. Die Einnahmen der Provinz betrugen 1903: 801,410, die Ausgaben 816,295 Doll. Die Provinz zerfällt in 15 Distrikte, Regierungshauptstadt ist Fredericton, wirtschaftliche Hauptstadt St. John (s. d.). – N. war ehemals ein Teil des französischen Acadia, welches das jetzige Neuschottland, N. und einen Teil von Unterkanada umfaßte. Nach der Abtretung Kanadas 1763 an England wurde das Gebiet zu Neuschottland gezogen, davon aber 1783 als N. abgetrennt. Bei der Abtretung bestand die Bevölkerung meist aus sogen. Akadiern, Abkömmlingen französischer Kolonisten. Die Kolonie verdankt ihren raschen Aufschwung namentlich den hohen Differentialzöllen, die das nicht aus britischen Kolonien eingeführte Holz in England zu zahlen hatte. Seit 1867 bildet N. eine Provinz der Dominion of Canada.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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