- Nebukadnezar
Nebukadnezar (keilschriftlich Nabu-kudurriuzur, »Nebo, schirme mein Gebiet«), der bedeutendste König des neubabylonischen oder chaldäischen Reiches, Sohn Nabopolassars, regierte 604–561, schlug noch als Kronprinz 605 den ägyptischen Pharao Necho bei Karkemisch aufs Haupt, unterwarf nach seiner Thronbesteigung die Völker Syriens und machte den jüdischen König Jojakim tributpflichtig. 598 zog er gegen Jerusalem, wo nach Jojakims Tod dessen 18jähriger Sohn Jojachin auf den Thron erhoben worden war, und führte den König, die vornehmsten Beamten des Landes und eine große Zahl der Bewohner der Hauptstadt nebst dem Tempel- und Palastschatz nach Babylon. Als Jojachins Nachfolger Zedekia 589 abfiel und mit Ägypten in Unterhandlungen trat, belagerte und eroberte das Heer Nebukadnezars (N. selbst hatte sein Standquartier zu Ribla in Cölesyrien) im Juli 586 Jerusalem; Zedekia wurde in Ribla geblendet und als Gefangener nach Babylon gesandt, Jerusalem zerstört und der Rest des jüdischen Volkes in das Exil abgeführt. Die Stadt Tyros belagerte N. 13 Jahre (585–573) vergeblich, doch erkannten die Tyrer in einem Vertrage seine Oberhoheit an. 572 fiel er in Ägypten ein, bis nach Syene und den Grenzen Äthiopiens vordringend. Hophra wurde geschlagen und abgesetzt, doch finden wir schon 569–568 abermals ein babylonisches Heer in Ägypten beschäftigt. Neben diesen Feldzügen war N. rastlos für die Sicherung seines Reiches und die Befestigung seiner Hauptstadt Babylon tätig. Er stellte die verfallenen Kanäle wieder her und legte andre, z. B. den »Königskanal«, neu an. Bei Sippar ließ er ein großes Bassin, dem Mörissee ähnlich, von über 10 Meilen im Umfang, zur Aufnahme und Verteilung des Überschwemmungswassers graben, im S. befestigte er die Meeresküste zum Schutz gegen die Sturmfluten und erbaute Teredon an der Mündung des Euphrat. Zur Befestigung seines Reiches errichtete er die große Medische Mauer (s. d.), die oberhalb des nördlichsten Kanals des »Isthmus« vom Euphrat zum Tigris geführt war. Er schmückte seine Residenz mit prächtigen Tempel- und Palastbauten, vollendete den Turm der sieben Planeten in Borsippa, restaurierte den Königspalast seines Vaters und erbaute sich selbst auf einer hohen Terrasse einen neuen Palast, und zwar zauberte er diesen Bau, den er seiner medischen Gemahlin Amytis zuliebe ausgeführt haben soll, binnen 15 Tagen aus der Erde. Es folgte ihm sein unfähiger Sohn Evil-Merodach (s. d.). – Den Namen N. führte auch der zweite Sohn des Nabonetos, für den sich während des Aufstandes gegen Dareios I. zwei Betrüger, Nidintubel (521–518) und Arachu (517), ausgaben.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.