- Michaud
Michaud (spr. -schō), Joseph François, franz. Geschichtschreiber, geb. 19. Juni 1767 zu Albens in Savoyen, gest. 30. Sept. 1839 in Passy, begab sich 1791 nach Paris, wo er in seinem Journal »La Quotidienne« so entschieden für das Königtum auftrat, daß er 1795 zu Chartres verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Er entfloh in die Schweiz, wo er sein satirisches Gedicht »Le printemps d'un proscrit« (Par. 1804, vermehrte Aufl. 1827) schrieb. Nach dem 18. Brumaire lebte er wieder in Paris, widmete sich fortan aber meist historischen Studien. Früchte derselben sind: »Histoire des progrès et de la chute de l'empire de Mysore« (Par. 1801, 2 Bde.); »Histoire des croisades« (das. 1812–22, 7 Bde.; in vielen Ausgaben; neu bearbeitet von Huillard-Bréholles, 1856 ff.; deutsch, Quedlinb. 1827–32, 7 Bde.); »Bibliothèque des croisades« (Par. 1822; 2. Aufl. 1829, 3 Bde.), Auszüge aus den Quellenschriftstellern der Kreuzzüge enthaltend; »Biographie moderne« (das. 1802, 4 Bde.), die von der Polizei mit Beschlag belegt wurde, und die gegen Napoleon I. gerichtete »Histoire des XV semaines« (das. 1815), von der in kurzer Zeit 27 Auflagen nötig wurden. 1813 war M. zum Mitglied der französischen Akademie und 1815 zum Deputierten gewählt worden. Die »Correspondance d'Orient« (Par. 1833–35, 7 Bde.) ist die Frucht einer orientalischen Reise. Gemeinschaftlich mit Poujoulat gab er die »Collection de mémoires pour servir à l'histoire de France depuis le XIII. siècle« (1836–39, 32 Bde.) heraus. – Sein jüngerer Bruder, Louis Gabriel, genannt Michaud jeune, geb. 1772 in Bourg-en-Bresse, gest. 20. März 1858 in Ternes, machte in den republikanischen Armeen mehrere Feldzüge mit und legte sodann mit seinem Bruder in Paris eine Buchdruckerei und eine Buchhandlung an, aus der unter anderm die von ihm selbst redigierte »Biographie universelle ancienne et moderne« (1811–28, 52 Bde.; 2. Aufl. 1842–65, 45 Bde.; 3. Aufl. 1870 ff.) und die »Biographie des hommes vivants« hervorgingen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.