Marsch [3]

Marsch [3]

Marsch (ital. Marcia, franz. Marche), eine Musik, deren Zweck ist, die Bewegung einer größern Menschenmenge zu regeln, in diesem Sinne dem Tanz verwandt. Der M. ist ohne Zweifel sehr alt. Festliche Auszüge wurden schon im Altertum mit Musik begleitet; eine höhere künstlerische Gestaltung erhielt der M. in der griechischen Tragödie, wo der Chor in gemessener Bewegung auftrat und ebenso abtrat, freilich nicht mit Instrumentalbegleitung, sondern singend. Den Militärmarsch führt man gewöhnlich auf den Dreißigjährigen Krieg zurück, schwerlich mit Recht. Die Trommeln, Pauken, Trompeten und Schweizerpfeifen waren schon im 16. Jahrh, wahrscheinlich aber noch früher, im Gebrauch zur Ausführung der sogen. Intraden, wenn ein Fürst in. eine Stadt einritt, oder wenn er in das Feld zog. Die Form des Marsches, wie wir ihn als Intrade um 1600 in der 4–8 stimmigen gediegenen Musik eines Haßler, M. Franck u. a., später in Opern (Lully), auch als Klavierstück (Couperin) finden, ist die der ältern Tanzformen (zwei 8–16taktige Reprisen). Der heutige M. ist in der Regel weiter ausgeführt und hat ein mehr melodiös gehaltenes Trio. Die Militärmärsche sind entweder Parademärsche (pas ordinaires) oder Geschwindmärsche (pas redoublés) oder endlich Sturmmärsche (pas de charge). Aus der Zahl der für besondere Zwecke und Gelegenheiten bestimmten Märsche (Festmärsche, Huldigungsmärsche; kirchliche Märsche; fast nur auf der Bühne bei Aufzügen etc.) hebt sich als besonders charakteristisch der Trauermarsch (marcia funebre) heraus. Einzelne Militär- oder Armeemärsche haben historische Bedeutung und werden deshalb in der preußischen Armee in Ehren gehalten, ihr Spielen bei besonderer Gelegenheit als Auszeichnung verliehen. Der älteste Armeemarsch ist der »Dessauer M.«, den die Truppen des Alten Dessauers aus dem Feldzug in Piemont 1707 mit heimbrachten. Der »Hohenfriedeberger« und der »Mollwitzer M.« werden Friedrich d. Gr. zugeschrieben. Ersterer wird zur Erinnerung an die Schlacht bei Hohenfriedeberg 4. Juni 1745 noch heute vom pommerschen Kürassierregiment (Königin) Nr. 2 als Präsentiermarsch bei Paraden gespielt. Ebenso wird der »Torgauer M.«, den König Friedrich Wilhelm III. Anfang des 19. Jahrh. als Komposition eines dortigen Lehrers, Scholz, aus Torgau mitbrachte, vom König Wilhelm-Grenadierregiment Nr. 7 als Präsentiermarsch gespielt. Der seit 1806 von der preußischen Infanterie gespielte Präsentiermarsch ist eine Jugendkomposition Friedrich Wilhelms III. Der klassische »Yorcksche M.« stammt von Beethoven, der beim Einzug der verbündeten Truppen im März 1814 gespielte »Pariser Einzugsmarsch« von dem 1855 gestorbenen Hofkapellmeister Walch in Gotha, der »Möllendorfmarsch« aus dem Jahr 1846 vom Amtsrichter Möllendorf in Potsdam. Eine Sammlung altpreußischer Militärmärsche gab Frese heraus (Leipz. 1892, Klavierausg. 1895). Vgl. Kalkbrenner, Die königlich preußischen Armeemärsche (das. 1896); Roßberg, Verzeichnis sämtlicher preußischen Armeemärsche (das. 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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