- Marienwerder
Marienwerder, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der Provinz Westpreußen (s. unten), 5 km von der Weichsel, an der Liebe (unterhalb Alte Nogat genannt), Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Kulmsee-Marienburg und Freystadt i. Westpr. –
M. sowie der Marienwerder Kleinbahnen, 34 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen, darunter die große Domkirche (1343–84 erbaut, mit den Grabmälern dreier Hochmeister und der pomesanischen Bischöfe), eine kath. Kirche, Synagoge, ein altes Domschloß (jetzt Amtsgericht), ein Rathaus und (1900) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 71) 9686 Einw., davon 1868 Katholiken und 160 Juden, die Zucker-, Seifen-, Essig- und Maschinenfabrikation, Bierbrauerei, Molkerei und Obstbau betreiben. M. ist Sitz einer Regierung, eines Oberlandesgerichts, eines Amtsgerichts, einer Oberförsterei, der Generallandschaft für Westpreußen und hat eine Reichsbanknebenstelle, Gymnasium, Unteroffizierschule und Landgestüt. Zum Oberlandesgerichtsbezirk M. gehören die fünf Landgerichte in Danzig, Elbing, Graudenz, Konitz und Thorn. – Die Burg wurde 1232, die Stadt 1233 angelegt und war die Residenz der ersten Bischöfe von Pomesanien; hier schlossen 14. März 1440 Land und Städte den Preußischen Bund zur Wahrung ihrer Rechte gegenüber dem Orden. Vgl. Töppen, Geschichte der Stadt M. (Marienw. 1875); Pagenstecher, Die Unteroffizierschule in M. 1879–1894 (Berl. 1904). – Die Marienwerdersche Niederung erstreckt sich auf der rechten Seite der Weichsel unterhalb bis zur Teilung des Stromes.
Der Regierungsbezirk Marienwerder (s. Karte »Ost- und Westpreußen«) umfaßt 17,578 qkm (319,23 QM.), zählt (1900) 897,666 Einw. (51 auf 1 qkm), davon 401,074 Evangelische, 480,082 Katholiken und 12,722 Juden (344,895 Personen mit polnischer und 10,494 mit kassubischer Muttersprache) und besteht aus den folgenden 17 Kreisen:
Über die acht Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks M. s. Karte »Reichstagswahlen«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.