Mangbattu

Mangbattu

Mangbattu (Monbuttu), ein zu den Nubavölkern gehöriges Volk in Zentralafrika, zwischen 3–4° nördl. Br. und 28–29° östl. L., am obern Uëlle, in einem 12,000 qkm großen, 800–900 m hohen, reich bewässerten, bewaldeten und wildreichen Hochland. Die 1,500,000 Köpfe zählenden M. sind heller als die Niam-Niam, mit etwas semitischer Gesichtsbildung (s. Tafel »Afrikanische Völker II«, Fig. 1), aber krauswolligem Haar. Tätowierung und Beschneidung (zur Zeit der Mannbarkeit) werden geübt. Ihre Kleidung fertigen sie aus der gefärbten Rinde eines Feigenbaums; die Frauen gehen nahezu nackt, bemalen indes den ganzen Körper. Beide Geschlechter tragen ihr Haar, das sie noch durch fremdes vermehren, in einem schräg nach hinten ragenden Chignon, die Männer auf diesem viereckige, mit Federn geschmückte Strohhüte. Ihre Waffen sind Lanzen mit Widerhaken, Zacken und Spitzchen, Holzschilde, seltener Bogen und Pfeil, dolchartige oder sichelförmige Messer. Als Schmiede übertreffen sie alle zentralafrikanischen Völkerschaften; Eisen gewinnen sie selbst, Kupfer erhalten sie aus dem Süden. Holzschnitzerei steht auf einer hohen Stufe, ebenso Töpferei (Wasserflaschen) und Bootbau (bis 12 m lang); vgl. auch Tafel »Rauchgeräte I«, Fig. 2. Ackerbau und Viehzucht werden vernachlässigt, nur Hühner und kleine Hunde gezüchtet. Die M. sind geschickte Köche: ihre beliebteste Speise ist Menschenfleisch, und zwar übertreffen die M. nach Schweinfurth alle Völker Afrikas an Kannibalismus. Die Hütten, meist rechteckig mit großem überwölbendem Dach, sind geschickt gebaut (s. Tafel »Wohnungen der Naturvölker II«, Fig. 15). König Munsas Palast (längst zerstört) umschloß Hallen von 50 m Länge, 20 m Breite und 16 m Höhe. Über die Religion der M. ist wenig bekannt; bemerkenswert ist das Fehlen aller Verstümmelungen. Trotz des Kannibalismus stehen die M. kulturell hoch (auch die Frauen trotz der Polygamie). Sie halten fest zusammen, entgegen allen andern Negern. Die Fürsten (einst fünf) haben große Vorrechte: Monopol des Elfenbeinhandels, bestimmter Teil der Bodenfrüchte. Zahlreiche Beamte und eine Leibgarde umgeben sie. Die Priester haben großen Einfluß durch ihre Orakel, teils Hühnerorakel, teils einen umfangreichen Apparat, das Mapinga. Vgl. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika (Leipz. 1878); Junker, Reisen in Afrika (Wien 1889–91, 3 Bde.); Emin Pascha, Sammlung von Reisebriefen und Berichten etc. (Leipz. 1888).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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