Licinĭus [1]

Licinĭus [1]

Licinĭus, berühmtes röm. plebejisches Geschlecht, stammte wahrscheinlich aus Etrurien. Merkwürdig:

1) C. L. Calvus Stolo, stellte 376 als Volkstribun zusammen mit seinem Kollegen L. Sextius folgende drei Gesetzesanträge (leges Liciniae): 1) es soll kein römischer Bürger über 500 Morgen Ackerland vom ager publicus besitzen, und keiner soll von großem Vieh über 100, von kleinem über 500 Stück auf die Gemeindetrift treiben; 2) was die verschuldeten Plebejer bis jetzt an Zinsen bezahlt haben, soll vom Kapital abgezogen und der Rest der Schuld in drei gleichen Raten innerhalb dreier Jahre abgezahlt werden; 3) einer der Konsuln soll immer ein Plebejer sein. Erst nach zehnjährigem Kampfe (367) wurden die Anträge zu Gesetzen erhoben, damit aber war die Gleichstellung der Patrizier und Plebejer im wesentlichen erreicht.

2) C. L. Macer, Volkstribun 73 und als solcher eifriger Verfechter der Sache des Volkes, erhielt die Prätur und dann eine Provinz, wurde aber wegen Erpressung 66 vom Prätor Cicero verklagt und verurteilt, worauf er sich selbst den Tod gab. Er verfaßte eine verloren gegangene römische Geschichte von den ältesten Zeiten an, die sich von den frühern dadurch abhob, daß in ihr häufig auf Urkunden Bezug genommen wurde; die Glaubwürdigkeit derselben wird freilich von Mommsen u.a. angefochten.

3) C. L. Maeer Calvus, Sohn des vorigen, geb. 82 v. Chr., gest. vor 47, wird sowohl als Redner wie als lyrischer Dichter gerühmt. In ersterer Eigenschaft gehörte er der attischen Schule an, die im Gegensatz zu Cicero nach einer einfachern und knapperen Redeweise strebte, seine Poesie war der des ihm befreundeten Catullus ähnlich und am meisten ebenbürtig. Eine Sammlung der dürftigen Bruchstücke seiner Gedichte enthalten L. Müllers Ausgabe des Catull (Leipz. 1870) und Bährens' »Fragmenta poetarum romanorum« (das. 1886).

Außerdem zählte das Licinische Geschlecht noch mehrere namhafte Männer mit den Familiennamen Crassus, Lucullus, Murena (s. d.), Nerva. Auch der Dichter Archias (s. d.) führte diesen Geschlechtsnamen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Licinius — Empereur romain Pièce à l effigie de Licinius. Règne 11 novembre 308 …   Wikipédia en Français

  • Licinius II — Licinius II, de son nom complet Flavius Valerius Constantinus Licinianus ( ?? 324) a été César de l empire romain dans sa partie orientale du 1er mars 317 à 324. Biographie Ses origines Il est le fils de Licinius et …   Wikipédia en Français

  • Licinĭus [1] — Licinĭus. Die Licinia gens war sowohl ein patricisches als plebejisches Geschlecht; zu letzterem gehörten sehr angesehene Familien, wie die Archias, Calvus, Crassus, Lucullus, Macer, Murena, Nerva, Stolo, Varus, s.d. a …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Licinĭus [2] — Licinĭus, Licinianus Lic. Flavius Valerianus, eines dorischen Bauers Sohn, stieg zu den höchsten militärischen Würden empor; Kaiser Galerius, welchem er im Kriege mit den Persern wichtige Dienste geleistet hatte, nahm ihn 307 n. Chr. zum… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Licinĭus [2] — Licinĭus, röm. Kaiser, ein Dacier von Geburt und niedern Standes, wurde nach dem Tode des Severus von seinem alten Freund und Kampfgenossen, dem Kaiser Galerius, zum Augustus ernannt (307 n. Chr.), besiegte 313 den ihm seine Macht streitig… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Licinius — Licinĭus, Gajus L. Stolo, setzte als Volkstribun (366 v. Chr.) mit seinem Kollegen L. Sextius die sog. Licinischen Gesetze durch, in denen die Schuldenlast der Plebs gemildert und ihr die eine Stelle im Konsulat endgültig gesichert wurde …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Licinius [2] — Licinĭus, röm. Kaiser, aus Dazien gebürtig, schwang sich im Kriegsdienste empor, von Galerius 307 zum Augustus erhoben, 323 von seinem Schwager Konstantin d.Gr. besiegt und 325 getötet. – Vgl. Antoniades (1884) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Licinius [1] — Licinius, plebej. röm. Geschlecht mit sehr zahlreichen Familien, den Calvus, Crassus, Lucullus, Murena etc. (s. d.). Ueber die licin. Gesetze, s. röm. Geschichte …   Herders Conversations-Lexikon

  • Licinius [2] — Licinius, röm. Kaiser, Dacier, schwang sich vom gemeinen Soldaten empor, wurde von Galerius zum Augustus u. Schwiegersohn erhoben (307), war zuletzt Constantins I. einziger Rivale und drückte aus Eifersucht die Christen; 323 unterlag er demselben …   Herders Conversations-Lexikon

  • Licinius — Follis des Licinius Licinius (vollständiger Name Licinianus Licinius, als Adoptivsohn Diocletians Valerius Licinianus Licinius; * um 265; † 325) war von 308 bis 324 römischer Kaiser. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”