- Laokŏon
Laokŏon, Apollopriester in Troja, warnte die Trojaner vor dem hölzernen Pferd, das die Griechen bei ihrem scheinbaren Abzug von Troja zurückgelassen und schleuderte eine Lanze in dessen Seite.
Als er dann an Stelle des Poseidonpriesters dem Meergott am Ufer opferte, kamen, von Apollon oder Athena gesandt, von Tenedos her zwei Schlangen geschwommen, erwürgten L. nebst seinen zwei Söhnen, die als Opferknaben dienten, und bargen sich alsdann im Athenetempel unter dem Schilde der Göttin. Durch diesen Vorgang sahen die Trojaner wie durch ein Gottesurteil die Heiligkeit des Pferdes bestätigt und zogen es zu ihrem Unheil in die Stadt. Den Tod des L. und seiner Söhne stellt die berühmte Gruppe im Vatikan dar (s. Abbildung), das Werk der rhodischen Bildhauer Agesandros, Polydoros und Athenodoros, nach dem Zeugnis des Plinius ehemals im Besitz des Kaisers Titus, in der Nähe von dessen Bädern sie 1506 aufgefunden ist. Sie besteht nicht, wie Plinius berichtet, aus einem, sondern, wie neuere Forschung dargetan hat, aus fünf Stücken. Der rechte Arm des L. und des jüngern Knaben fehlen, ebenso die rechte Hand des ältern Knaben; erstere sind unschön ergänzt worden. Die Entstehungszeit ist streitig. Während Winckelmann sie in Alexanders d. Gr. Zeit hinaufrückte, Welcker und Brunn sie in die Diadochenzeit setzten, ließen Thiersch, C. Fr. Hermann, Lachmann und Stephani sie erst unter Kaiser Titus entstehen. Jetzt neigt man mehr Welckers Ansicht zu. Von der Laokoongruppe nahm Lessing den Anlaß zu dem klassischen Werk »L., oder über die Grenzen der Malerei und Poesie« (Berl. 1763). Vgl. Blümner in seiner Ausgabe von Lessings »L.« (2. Aufl., Berl. 1880, im Anhang); Kekule, Zur Deutung und Zeitbestimmung des L. (Stuttg. 1883); Trendelenburg, Die Laokoongruppe und der Gigantenfries (Berl. 1884); Robert, Bild und Lied (das. 1881); Förste rin den Verhandlungen der Görlitzer Philologenversammlung (Leipz. 1890) und im »Archäologischen Jahrbuch« (1891 und 1894).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.