Arles

Arles

Arles (spr. arl'), 1) Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Rhonemündungen, links an der Rhone, von der hier dee Kanal Craponne zur Durance und der Kanal nach Port-de-Bouc zum Meere führt, Knotenpunkt an der Eisenbahn von Lyon nach Marseille, 28 km vom Meer, ein jetzt ziemlich öder Ort, der aber zahlreiche Überreste antiker Pracht besitzt. darunter das Amphitheater, von 140 und 103 in Durchmesser, aus zwei Geschossen mit je 60 Arkaden bestehend und ca. 25,000 Zuschauern Platz gewährend (felt 1846 restauriert); das antike Theater, von dem noch zwei korinthische Säulen, die untersten Sitzreihen u.a. übrig sind (hier wurde 1651 die berühmte »Venus von A.« aufgefunden, jetzt im Louvre in Paris, s. Tafel »Bildhauerkunst V«, Fig. 4); ein Granitobelisk von 15 m Höhe; Reste vom alten Forum, von antiken Thermen, Aquädukten und einem Palast Konstantins; zahlreiche, jetzt in einem Museum vereinigte Skulpturen. Die ehemalige Kathedrale St.-Trophime mit sehr schönem Portal, aber modernisiertem Innern stammt aus dem 11. und 12. Jahrh.; in dem dazu gehörigen Kloster ist der prachtvolle Kreuzgang bemerkenswert. Das hübsche Stadthaus besitzt einen Uhrturm (mit Bronzestatue des Mars von 1555). In der südöstlichen Vorstadt Aliscans (s. d.) befindet sich ein merkwürdiger alter Begräbnisplatz. A. hat (1901) 16,247, als Gemeinde 29,314 Einw., die Ölfabrikation, Maschinen- und Schiffbau, Fischerei und in der Umgebung Schafzucht treiben. Es hat eine hydrographische Schule, ein Collège, eine Bibliothek, ein Handelsgericht und war bis 1801 Erzbischofssitz. Berühmt von alters her ist die Schönheit der Frauen von A. Über die Rhone führt eine Kettenbrücke zur Vorstadt Trinquetaille. 6 km nordöstlich liegt die alte Abtei Montmajour mit romanischer Kirche, Kreuzgang und unterirdischer Kapelle. – A. hieß im Altertum Arelas oder Arelate (kelt. »Sumpfort«), wurde von den Galliern an Stelle des ligurischen Theline gegründet und von Cäsar zur römischen Militärkolonie gemacht. Der Ort erhob sich nun bald zu hoher Bedeutung, wetteiferte mit Massilia im Handel und erreichte seine Blütezeit unter Konstantin, der A. vergrößerte und ausschmückte und unter dem Beinamen Constantina zur Hauptstadt Galliens machte. A. ward jetzt Sitz eines Erzbischofs. In der Folge von Westgoten und Sarazenen mehrmals erobert und zerstört, behauptete es dennoch seinen Glanz, ward 880 Hauptstadt des burgundischen Königreichs Arelat (s. d.) und wurde, nachdem es sich 1251 Karl von Anjou unterworfen hatte, von Philipp III. 1271 Frankreich einverleibt. In A. wurden mehrere wichtige (arelatische) Synoden abgehalten: so 314 gegen die Donatisten, 354 gegen Athanasius, 452 zur Regelung der Kirchen- und Klosterdisziplin, 475 gegen den Prädestinatianer Lucidus, u.a. Vgl. Réveillé de Beauregard, Promenades dans la ville d'A. (Aix 1890); Fournier, Le royaume d'Arles et de Vienne (Par. 1891). – 2) (A.-sur-Tech) Stadt im franz. Depart. Ostpyrenäen, Arrond. Céret, am Tech und der Südbahn, 277 m ü. M., hat eine romanische Kirche mit Kreuzgang (Reste einer im 8. Jahrh. gegründeten Abtei), Schokoladefabrik und (1901) 1774 Einw.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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