- Kalisch [1]
Kalisch (poln. Kalisz), russisch-poln. Gouvernement (s. Karte »Westrußland« bei Art. »Polen«), erst 1866 gebildet, grenzt im W. und N. an Preußen, im NO. an das Gouv. Warschau und im S. und SO. an Petrokow, 11,373,5 qkm (206,6 QM.). An Flüssen besitzt es die Warthe mit den Nebenflüssen Widawka und Ner, dann die Prosna, welche die Grenze gegen Preußen bildet und bei Pysdry in die Warthe fällt. Sumpf- und Bruchland findet sich, obwohl in nicht ausgedehnten Flächen, längs der Warthe und des Ner. Das Klima ist mild und gesund. Die Bevölkerung, (1897) 846,719 Personen, 74 auf 1 qkm, ist überwiegend polnisch. Nach dem Glaubensbekenntnis entfallen auf Katholiken 83 Proz., auf Juden 9 Proz., auf Protestanten 7 Proz., der Rest auf Griechisch-orthodoxe und Mohammedaner. Der Ackerbau bildet die Hauptbeschäftigung der Bewohner und befindet sich in verhältnismäßig sehr entwickeltem Zustande. Der Boden ist im allgemeinen gut kultiviert, sandig oder lehmig, im N. stellenweise humusreich. 1902 wurden geerntet: 260,700 Ton. Roggen, 52,600 T. Weizen, 98,900 T. Hafer, 38,300 T. Gerste u. 715,600 T. Kartoffeln. Die Viehzucht ist aus Mangel an Weiden nicht sehr entwickelt. Man zählte 1902: 134,000 Pferde, 248,000 Rinder, 324,000 Schafe, darunter 183,000 feinwollige, und 111,000 Schweine. An Fabriken und industriellen Etablissements existieren etwa 282 mit einer Produktion von 4–5 Mill. Rubel. Unter diesen nehmen Tuchfabriken, Baumwollspinnereien und-Webereien den ersten Platz ein. Mit der Herstellung der wollenen und baumwollenen Gewebe befassen sich namentlich die in ziemlich starker Zahl in den Kreisen Sjerads, Lentschiza und Turek, besonders in den Städten Osorkow, Sdunska Wola und Turek angesiedelten deutschen Weber. Der Handel, namentlich der Getreide-, Spiritus-, Woll- und Holzhandel, ist fast ausschließlich in den Händen der Juden. K. wird in acht Kreise geteilt: K., Kolo, Konin, Lentschiza, Sjerads, Slupzy, Turek und Wielun.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.