Jungfrau [3]

Jungfrau [3]

Jungfrau, ein pyramidal geformter, von Gletschern rings umgürteter, mit blendend weißem Firn bedeckter Bergkoloß der Finsteraarhorngruppe im Berner Oberland. Der Berg fällt gegen N. sehr steil ab in das enge Trümletental (der Wengernalp gegenüber), nach O. und S. ebenfalls steil zum Jungfraufirn und Rothtalgletscher; der nordwestliche Fuß, Schwarzer Mönch oder Stellifluh (2654 m), ruht im Lauterbrunnental. Der Berg (4166 m) besteht aus kristallinen Gesteinen des Aaremassivs mit 2–5 keilförmig eingefalteten Sedimenten der nördlichen sedimentären Randzone, wodurch ausdrucksvolle, vorgelagerte Bergstufen, wie Silberhorn (3705 m) und Schneehorn (3415 m), erzeugt werden, die den gesamten architektonischen Eindruck noch wesentlich heben. Der Anblick des Berges ist daher von N. her (Interlaken) am schönsten und großartigsten, während die gegen O. und S. gekehrte Seite nur wenig Effekt macht. Die J. ist der am frühesten von den Berner Alpen bekannt gewordene Berg und wurde zuerst 3. Aug. 1811 von den Gebrüdern Rudolf und Hieronymus Meyer von Aarau sowie 3. Sept. 1812 von Gottlieb Meyer erstiegen. Spätere Expeditionen durch Agassiz, Desor, Forbes, Gottlieb Studer u. a. fallen in die 1840er Jahre. Die Besteigung geschieht jetzt meist vom Hotel Jungfrau am Äggischhorn aus, über den großen Aletschgletscher (s. die Spezialkarte dieses Gletschers auf Tafel »Gletscher I«) hinaus. Der größere Teil des Weges ist mehr ermüdend als gefährlich, dagegen die letzte Partie über den Rothtalsattel außerordentlich schwierig. Die Eisform des Gipfels ändert fast mit jedem Jahr ihre Gestalt; meist jedoch bildet er ein kleines, von grobkörnigem Schnee bedecktes Dreieck, zu dem ein nur 18–30 cm breiter, auf beiden Seiten in glatten Eiswänden steil abfallender Kamm von etwa 20 Schritt Länge und mit einer Steigung von 60–70° führt. Vgl. G. Studer, Über Eis und Schnee, Bd. 1 (2. Aufl., Bern 1896; die Geschichte der Besteigungen enthaltend); Wundt, Die J. und das Berner Oberland (Prachtwerk, Berl. 1897). Ein Relief der J. (1: 2500) fertigte X. Imfeld (für die Pariser Weltausstellung 1900). – Über die Jungfraubahn s. d.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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