Holl

Holl

Holl, 1) Elias, Architekt, geb. 28. Febr. 1573 in Augsburg als Sohn des Maurermeisters Hans H., dessen Handwerk er erlernte, gest. daselbst 6. Jan. 1646, wurde 1596 Meister und machte im Winter von 1600 auf 1601 eine Reise nach Venedig, wo die Bauwerke der italienischen Spätrenaissance, insbes. Palladios, so mächtig auf ihn einwirkten, daß seine künstlerische Tätigkeit nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt davon völlig beeinflußt wurde. Nachdem er 1602 seine Fähigkeit an dem Zunfthaus der Bäcker bewährt, wurde er in demselben Jahr als Werkmeister in den Dienst der Stadt genommen, in deren Auftrag er unter anderm das Zeughaus (s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 4), den Wertachbrücken-Torturm und das Siegelhaus (1605), den Klinkertorturm (1608), den Fischertorturm und das Metzgerhaus (1609), das Rathaus, sein Hauptwerk (1615–20), den roten Torturm und das Heilige Geist-Spital erbaute. Weil er nach der religiösen Umwälzung in Augsburg als Protestant an seinem Bekenntnis festhielt, wurde er 1631 aus dem städtischen Dienst entlassen. H. ist einer der hervorragendsten Vertreter der italienischen Richtung in der deutschen Renaissancearchitektur. Er hat eine Selbstbiographie hinterlassen, die Rechenschaft über seine umfangreiche Tätigkeit ablegt. Vgl. Leybold, Das Rathaus der Stadt Augsburg (2. Aufl., Berl. 1892); Vogt, Elias H. (Bamb. 1890).

2) Frank, engl. Maler, geb. 1845 in Kentishtown (London), gest. 31. Juli 1888 in London, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst von seinem Vater, einem Kupferstecher, bezog mit 15 Jahren die Schule der königlichen Akademie und gewann daselbst 1863 die goldene Medaille und ein zweijähriges Stipendium für die beste historische Komposition. Seinem ersten Bild: Aus der Kirche vertrieben, folgten 1865 die Farnkrautsammler, 1867 der Rekonvaleszent, 1869 eine ergreifende Familienszene: der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Die Königin gab ihm daraufhin den Auftrag für ein andres: keine Kunde von der See (1871), worin H. eine Seemannsfrau, in ängstlicher Erwartung nach der See ausschauend, schilderte. Diesem folgten 1872 das Dorfbegräbnis und 1873 ein Ruheplatz in einer Eisenbahnstation, 1874: im Stiche gelassen (Hauptbild), 1876 der Erstgeborne, 1877 der Heimgang und 1878 in Newgate verhaftet. Dann wendete sich H. fast ausschließlich der Bildnismalerei zu, in der er durch Energie und Lebendigkeit der Charakteristik und durch Kraft des Kolorits Hervorragendes geleistet hat.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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