- Hobrecht
Hobrecht, 1) Artur, deutscher Politiker, geb. 14. Aug. 1824 in Kobierzye bei Danzig, studierte die Rechte, trat dann in den Staatsverwaltungsdienst und war als Regierungsrat Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, als er 1863 zum Oberbürgermeister von Breslau gewählt wurde. Hier und noch mehr als Oberbürgermeister von Berlin seit 1872 legte er bedeutende Fähigkeiten als Verwaltungsbeamter an den Tag und ward 31. März 1878 an Stelle Camphausens preußischer Finanzminister, um die von Bismarck geplante Finanz- und Steuerreform durchführen zu helfen. Als indes diese mehr und mehr dem Schutzzoll zuneigte und Bismarck mit der liberalen Partei brach, weil sie ihm dabei nicht folgen wollte, erbat und erhielt H. 7. Juli 1879 seine Entlassung und gehörte als Mitglied des preußischen Landtags seit 1880 und des Reichstags 1881–90 der nationalliberalen Partei an. Außer einigen Novellen schrieb er den geschichtlichen Roman »Fritz Kannacher« (Berl. 1885, 2 Bde.).
2) James, Bauingenieur, Bruder des vorigen, geb. 31. Dez. 1825 in Memel, gest. 8. Sept. 1902 in Berlin, studierte seit 1847 an der Bauakademie in Berlin, legte 1856 daselbst die Baumeisterprüfung ab, arbeitete dann beim Bau der Bahn Frankfurt a. O.-Küstrin und leitete 1858–61 in Berlin die Ausarbeitung des Bebauungsplans für Berlin und seine Umgebungen. Im Herbst 1860 machte er mit Ed. Wiebe und Veitmeyer im staatlichen Auftrag eine Studienreise nach England und Frankreich zur Besichtigung städtischer Entwässerungsanlagen. Nachdem er 1861–69 das Stadtbauratsamt in Stettin bekleidet und dort die neuen Wasserwerke ausgeführt hatte, wurde er nach Berlin zurückberufen, zum königlichen Baurat ernannt und mit den Vorarbeiten zu dem Plan der Kanalisation von Berlin betraut, dessen Ausführung er nach Überwindung heftigen Widerstandes und zahlreicher Schwierigkeiten 1875 beginnen konnte und 1894 zu Ende führte. 1885 wurde H. zum Stadtbaurat von Berlin gewählt, nachdem er 1879 zum Mitgliede der königlichen technischen Baudeputation daselbst ernannt worden war. 1892 ward er in die königliche Akademie des Bauwesens berufen. 1887 folgte er einer Aufforderung der japanischen Regierung als Gutachter für den Bebauungsplan, die Wasserleitung und Kanalisation von Tokio, womit er eine Reise um die Erde verband. Ein gleicher Ruf führte ihn 1892 nach Kairo zur Beurteilung von Wettbewerb-Entwürfen für die dortige Kanalisation und 1893 nach Alexandria zu gleichem Zweck. 1897 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »Kanalisation der Stadt Stettin« (Stettin 1868); »Beiträge zur Beurteilung des gegenwärtigen Standes der Kanalisations- und Berieselungsfrage« (Berl. 1883); »Die Kanalisation von Berlin« (das. 1884, 2. Ausg. 1887); »Die modernen Aufgaben des großstädtischen Straßenbaues mit Rücksicht auf die Unterbringung der Versorgungsnetze« (das. 1890) u. a.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.