Haase [2]

Haase [2]

Haase, 1) Buchdruckerfamilie in Prag. Gottlieb H., geb. 1763 in Halberstadt, gest. 1824, gründete 1798 eine Druckerei in Prag mit Schriftgießerei und Papierhandlung, die seine Söhne Ludwig (geb. 1801, gest. 1868) und Andreas (geb. 1804, gest. 1864) unter der Firma »Gottlieb Haase Söhne« fortführten. 1831 traten ihnen ihre Brüder Gottlieb (geb. 1809, gest. 1867) und Rudolf (geb. 1811, gest. 1888) bei, worauf das Geschäft wesentliche Erweiterung durch Anlage einer Papierfabrik zu Wran in Böhmen erhielt. Seit 1864 führte Rudolf die Papierfabrik unter der Firma »Rudolf Haase Sohn u. Neffe« allein fort, während Gottlieb, der inzwischen unter dem Namen Edler v. Buchstein geadelt worden war, dem Hauptgeschäft vorstand und als Spezialität den altslawischen Druck pflegte. 1871 wurde dasselbe in eine Aktiengesellschaft »Bohemia« verwandelt, die sich indes 1879 wieder auflöste, worauf das Geschäft von Andreas H. jun., Edlem v. Wranau (geb. 1842, gest. 1895), unter der Firma »A. Haase« übernommen wurde. Der Verlag enthält unter andern die Zeitung »Bohemia« (s. d.).

2) Friedrich, Philolog, geb. 4. Jan. 1808 in Magdeburg, gest. 16. Aug. 1867 in Breslau, studierte in Halle, Greifswald und Berlin, war seit 1831 Lehrer in Berlin und Charlottenburg und kam 1834 als Adjunkt nach Schulpforta, wurde jedoch 1835 wegen Teilnahme an burschenschaftlichen Verbindungen vom Amt suspendiert, 1836 entsetzt und bis 1837 in Festungshaft gehalten. Nach einer wissenschaftlichen Reise wurde er 1840 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor der Philologie in Breslau. H. gab Xenophons Schrift »De re publica Lacedaemoniorum« (Berl. 1833), den Thukydides mit lateinischer Übersetzung (Par. 1840), daneben »Lucubrationes Thucydideae« (Berl. 1841), Vellejus Paterculus (Leipz. 1851, 2. Aufl., 1858), Seneca (das. 1852–53, 3 Bde.; 2. Aufl., 1872–73) und Tacitus (das. 1855, 2 Bde.) heraus. Zu Reisigs »Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft« (Leipz. 1839) fügte er schätzbare Anmerkungen. Seine eignen »Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft« erschienen aus seinem Nachlaß (Bd. 1 hrsg. von Eckstein, Leipz. 1874; Bd. 2 hrsg. von H. Peter, 1880). Vgl. Fickert, Fr. Haasii memoria (Programm, Bresl. 1868).

3) Friedrich, Schauspieler, geb. 1. Nov. 1825 in Berlin, erhielt eine sorgfältige Erziehung, genoß zwei Jahre lang den Unterricht Ludwig Tiecks zur Vorbildung für die Bühne und wurde im Januar 1846 nach glücklichem Debüt in Weimar engagiert. Durch unablässige Ausdauer besiegte er die sprachlichen Hindernisse, mit denen er zu kämpfen hatte, und rasch entfaltete sich sein Talent. Schon in Prag (1849–51) nahm er eine bevorzugte Stellung ein, ebenso in Karlsruhe (1852–55), hierauf in München. Zahlreiche Gastspiele trugen zu seinem schnellen Bekanntwerden bei. Nach dreijährigem Gastspielengagement in Frankfurt a. M. und nachdem er sechs Winter (bis 1866) in Petersburg gespielt hatte, zählte H. schon damals zu den Bühnenberühmtheiten. Nachdem er 1867–68 als Hoftheaterdirektor in Koburg fungiert hatte, gastierte er 1869 einige Monate in Amerika, nach seiner Rückkehr ein ganzes Jahr lang an der Berliner Hofbühne und übernahm 1870 nach Laubes Weggang die Direktion des Leipziger Stadttheaters auf sechs Jahre. Seitdem zog er, ausschließlich Gastspiele gebend, umher (1882 von neuem in Nordamerika bis nach Kalifornien), bis er sich 1898 endgültig von der Bühne verabschiedete. Haases aristokratische Persönlichkeit war dazu geschaffen, elegante Typen zu verkörpern; zu seinen Glanzrollen dieser Art gehörten der Königsleutnant und der alte Klingsberg, ferner der Chevalier Rocheferrier (in der »Partie Piquet«), Lord Harleigh, Baron von Fresinau in Wicherts »Narr des Glücks« und der Marquis von Seiglière. Große tragische Rollen gelangen ihm weniger wegen seiner Neigung zu übertriebener Detailmalerei. Er schrieb: »Was ich erlebte 1846–1898« (Berl. 1898). Vgl. Simon, Friedrich H. Eine dramaturgische Studie (Berl. 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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