- Wichert
Wichert, Ernst, dramatischer Schriftsteller und Novellist, geb. 11. März 1831 in Insterburg, gest. 21. Jan. 1902 in Berlin, studierte in Königsberg die Rechte, wurde 1860 Kreisrichter zu Prökuls, nahe der russischen Grenze, lebte seit 1863 als Stadt-, seit 1877 als Oberlandesgerichtsrat in Königsberg und wurde 1887 als Kummergerichtsrat nach Berlin versetzt. 1896 trat er in den Ruhestand. Mit dem vaterländischen Schauspiel »Unser General York« (Berl. 1858), der Tragödie »Der Withing von Samland« (das. 1860) und dem Schauspiel »Licht und Schatten« (das. 1861) errang W. Achtungserfolge, die er indessen durch die Erfolge seiner beifällig und selbst enthusiastisch aufgenommenen Lustspiele: »Der Narr des Glücks« und »Ein Schritt vom Wege« (»Gesammelte dramatische Werke«, Berl. 1873), »Die Realisten« (1874), »Biegen oder Brechen« (1874), »An der Majorsecke« (1875), »Der Freund des Fürsten« (1879), des Schauspiels »Die Frau für die Welt« (1876, sämtlich in Reclams Universal-Bibliothek, andre Dramen sind nur als Manuskript gedruckt), bald weil hinter sich ließ. Ihnen folgten die Lustspiele: »Der geheime Sekretär« (1881), »Hohe Gönner« (1883) und »Die Bekenntnisse einer armen Seele« (1885), das Volksschauspiel: »Peter Munk« (1882), die Schauspiele: »Aus eigenem Recht« (Leipz. 1893), »Im Dienste der Pflicht« (Dresd. 1897). Von seinen Romanen und Novellen heben wir hervor: »Ein häßlicher Mensch« (Berl. 1868, 2 Bde.); »Kleine Romane« (das. 1871, 3 Bde.); »Hinter den Kulissen« (das. 1872, 3 Bde.); »Die Arbeiter« (Bielef. 1873); »Das grüne Tor« (Jena 1875, 3 Bde.); »Schuster Lange. Störungen«, gesammelte Novellen (das. 1876, 2 Bde.); den historischen Roman »Heinrich von Plauen« (Leipz. 1881; 9. Aufl., Dresd. 1905, 3 Bde.); »Rauschen. Ein Strandidyll« (Leipz. 1881); »Litauische Geschichten« (das. 1881, neue Folge 1890; 3. Aufl., Dresd. 1904–06, 2 Bde.; seine beste Leistung auf dem Gebiete der erzählenden Dichtung); »Aus dem Leben«, Novellen (das. 1882, 2 Bde.); »Eine vornehme Schwester« (Berl. 1883); »Die Brant in Trauer« (das. 1884); »Unter einer Decke«, Novellen (das. 1883); »Von der deutschen Nordostmark« (das. 1885); »Der Große Kurfürst in Preußen« (das. 1886–87, 3 Abtlgn. in 5 Bdn.; 4. Aufl. 1905, 3 Bde.); »Aus verstreuter Saat« (das. 1886); »Mutter und Tochter« (das. 1886); »Suam cuique« (das. 1888, 2 Bde.); »Eins zum andern« (das. 1889); »Das Grafenkind und andre Novellen« (Berl. 1889); »Tileman vom Wege« (Leipz. 1890, 3 Bde.); »Schule und Leben« (das. 1891); »Die Taube auf dem Dache« (Stuttg. 1892); »Nur ein Jude! Das Grundstück« (Leipz. 1892); »Herr von Müller« (das. 1893, 2 Bde.); »Frauengestalten« (Dresd. 1894); »Andrer Leute Kinder« (das. 1895); »Die verlorne Tochter«, Humoreske (das. 1895); »Blinde Liebe« (das. 1895); »Die Schwestern« (das. 1896); »Minister a. D.« (das. 1899); »Der zerbrochene Krummstab« (das. 1902); »Geschichten im Schnee« (das. 1903); »Mütter« (das. 1904). Den Hintergrund vieler seiner Erzählungen bilden die ostpreußischen und preußisch-litauischen Volkszustände. Auch hier zeigt sich W. als vorwiegend realistisches Talent, von gesunder Tüchtigkeit und solider, gleichartiger Ausführung. Seine fesselnde Selbstbiographie veröffentlichte er u. d. T. »Richter und Dichter« (Berl. 1899). Aus seinem Nachlaß wurden noch herausgegeben »Gedichte und Sprüche« (Dresd. 1904). W. war auch Mitherausgeber der »Altpreußischen Monatsschrift«. Seine »Gesammelten Werke« erschienen in 18 Bänden (Dresd. 1896–1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.