- Glatz [2]
Glatz (böhm. Kladsko), Kreisstadt im preuß. Regbez. Breslau und Festung zweiten Ranges, liegt in dem hier engen Tal der Neiße, im Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Breslau-Mittelwalde, G.-Reinerz u. Dittersbach-G., 294 m ü. M. Mit ihren meist engen Straßen steigt sie terrassenförmig hauptsächlich am linken Neißeufer den felsigen Festungsberg hinan, auf dessen Höhe die alte Festung mit rundem Observationsturm (Donjon) steht.
Die Festungswerke sind größtenteils in den Felsen gesprengt. Auf dem rechten Ufer der Neiße liegt die von den Preußen 1745–50 angelegte neuere Festung, der Schäferberg. Die Stadtbefestigung ist aufgegeben worden, auf ihren eingeebneten Werken ist ein neuer Stadtteil entstanden. Von den 3 Kirchen (2 katholischen und 1 evangelischen) ist besonders die alte Stadtpfarrkirche bemerkenswert; in ihr sind die Grabmäler von sieben schlesischen Herzogen. Außerdem hat G. eine Synagoge. Kaiser Wilhelm I. und dem Grafen Götzen sind Denkmäler errichtet worden. Die Einwohnerzahl beträgt (1900) mit Garnison (Infanterieregiment 38) 14,926 Seelen, darunter 2564 Evangelische und 183 Juden. In der Stadt befinden sich Zigarren-, Gamaschen-, Wurst-, Tonwaren- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, ein Dampfsägewerk und Ziegelbrennerei. G. hat ein Gymnasium mit Konvikt, 2 Waisenhäuser und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts und einer Reichsbanknebenstelle. Zum Landgerichtsbezirk G. gehören die elf Amtsgerichte zu Frankenstein, G., Habelschwerdt, Landeck, Lewin, Mittelwalde, Münsterberg, Neurode, Reichenstein, Reinerz und Wünschelburg. – Eine Burg Kladsko wird schon 937 urkundlich erwähnt, wo sich um 1250 deutsche Einwanderer niederließen. G. besaß bis 1546 Magdeburger Stadtrecht; es wurde 1429 von den Hussiten vergeblich belagert. Während des Dreißigjährigen Krieges ward es 1622 von den Kaiserlichen erobert und mehrere Male von den Schweden vergebens berannt. Nachdem G. preußisch geworden, ward es 1760 von Laudon belagert und die Zitadelle durch Überfall genommen. Von Friedrich d. Gr. mit neuen Befestigungen versehen, erfuhr G. 1807 noch eine hartnäckige Belagerung von seiten der Bayern und Württemberger; schon war das verschanzte Lager erstürmt und die Übergabe beschlossen, als der Tilsiter Friede G. im Besitz Preußens ließ. 1821 und 1883 richtete das Hochwasser große Verwüstungen an.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.