- Gerüstbrücken
Gerüstbrücken, wie die Sturzgerüste, hölzerne, auf nur kurze Dauer berechnete Brücken, die in kurzer Zeit mit den einfachsten Mitteln hergerichtet und, je nachdem kleinere oder größere Öffnungen zu überspannen sind und Bau-, Verkehrs- oder Kriegszwecken genügt werden soll, verschiedenartig konstruiert werden. Sie sind gekennzeichnet durch nahegestellte Pfeiler (Joche), die bei geringen Weiten mit einfachen Balken, bei größern Öffnungen durch Balken mit Sattelhölzern, armierte Träger, Sprengwerke oder Fachwerkträger überbrückt werden. In der Hauptsache werden zu den G. Rundhölzer verwendet. Diese Bauart ist von Amerika ausgegangen und bei den Eisenbahnen Amerikas unter der Bezeichnung trestle works sehr in Aufnahme gekommen. Die einzelnen Joche stehen hier meistens nicht über 3–8 m voneinander, so daß der Überbau nur sehr einfach zu sein braucht; sie sind dort sehr häufig zeitweiser oder bleibender Ersatz von Dammschüttungen durch Täler und in sumpfigen Gegenden und haben oft große Längenausdehnungen. Bei nicht tragfähigem Untergrund und im Wasser werden die Joche eingerammt, im festen Boden genügen Grundschwellen oder eine Untermauerung. Die bedeutendsten Holzgerüstbrücken sind der Creek-Viadukt der Zentral-Pacificbahn und die 1883 von der New Orleans- und Nordost-Eisenbahn erbaute, 34,6 km lange Gerüstbrücke über den Pontchartrainsee und die anliegenden Sümpfe. – Die für Kriegszwecke erbauten G. bestehen aus vielen nicht zu schweren Teilen, die auf Wagen mitgeführt werden. Je nach der Unterstützung der Brückenbahn durch Böcke oder Pontons unterscheidet man Bock- oder Pontonbrücken. – Beim Schütten hoher Eisenbahndämme bleiben die G., die hier Sturzgerüste bilden, auf welche die Arbeitszüge fahren und von hier aus ihres Inhalts entleert werden, womöglich nicht in dem Damme stecken. Wenn es für solche G. an Holz fehlt, kann man sie durch eingespannte Drahtseile versteifen.- Eiserne G. werden im Gegensatz zu den hölzernen sowohl in Amerika als in Europa meist als dauernde Bauwerke, besonders bei hohen Talübergängen ihrer Wirtschaftlichkeit halber ausgeführt. Als Beispiel s. die Seitenöffnungen der Talbrücke Müngsten auf Tafel »Brücken II«, Fig. 6.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.