Ganglĭen

Ganglĭen

Ganglĭen (griech.), eigentlich soviel wie Knoten, meist aber nur Bezeichnung der Nervenknoten, d. h. Anhäufungen von Ganglienzellen im tierischen Körper. Jedes Ganglion sendet Nervenfasern zu den zugehörigen Sinnesorganen, Muskeln etc. und steht mit andern G. desselben Tieres durch Bündel von Nervenfasern (Kommissuren) in Verbindung (vgl. Nervensystem). Die als Ganglienzellen bezeichneten Nervenzellen sind große, meist mit ein oder mehreren Fortsätzen versehene (danach als uni-, bi- oder multipolar benannte) Zellen, die gewiß bei der Tätigkeit des Nervensystems eine bedeutende Rolle spielen. Wichtig hierfür sind jedenfalls auch die in den Ganglienzellen wie in ihren Fortsätzen, den Achsenzylindern oder Nervenfasern, vorhandenen feinsten Fibrillen, denen man in neuerer Zeit eine besonders große Wichtigkeit beigelegt hat. Bei den Wirbeltieren finden sich G. sowohl im Gehirn und Rückenmark als auch sonst noch in vielen Körperteilen vor; doch bezeichnet man bei ihnen gewöhnlich nur die selbständigen G. als solche (im engern Sinne). Solche einzelne G. gibt es z. B. je eius an den von dem Rückenmark ausgehenden Nerven (Spinalganglien), ferner einige im Kopfe, z. B. das Ganglion ciliare der Augenhöhle etc. Besonders reich ist an ihnen der Sympathikus (s.d.). Die Ganglienzellen sind die spezifischen Formelemente der nervösen Zentralorgane; aus den Lebensvorgängen in ihnen resultieren nicht allein die Automatie und der Reflex, sondern auch die willkürlichen Bewegungsimpulse und die Empfindungen und Vorstellungen. In ihnen spielen sich somit alle diejenigen Vorgänge ab, die als zentrale Verrichtungen der bloßen Leitungsfunktion des Nervensystems gegenübergestellt werden. Diese Erkenntnis verdanken wir vor allem der Beobachtung, daß überall da, wo wir auf Automatie, Reflex und Vorstellung stoßen, auch G. angetroffen werden. Die Nervenfasern entspringen sämtlich aus G.; sie sind als sehr weit ausgestreckte Fortsätze der Ganglienzellen aufzufassen (s. Nerven). Aus diesem Zusammenhang erklären sich die trophischen Wirkungen der G., d. h. die Tatsache, daß eine von ihrer Ursprungszelle abgetrennte Nervenfaser in kurzer Zeit der Entartung anheimfällt und infolgedessen leistungsunfähig wird.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ganglien — (Ganglia), 1) an Nerven Anschwellungen von der Größe eines Stecknadelkopfes bis Linsengröße (Nervenknoten, Ganglienknoten), welche aber ihrer Substanz nach sich wesentlich von Nerven unterscheiden u., dem Volumen nach, die mit ihnen verbundenen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ganglien — Ganglĭen (grch.), Nervenknoten, stecknadelkopf bis linsengroße knotenförmige Anschwellungen, die im Verlauf der Nerven eingeschaltet sind und aus nur mikroskopisch wahrnehmbaren Nervenfasern und Nervenzellen (den Ganglienkugeln) bestehen. Sie… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ganglien — Ein Ganglion (Plural Ganglien) ist ein knotenförmiges Gebilde des Nervensystems außerhalb des Zentralnervensystems, in dem Zellkörper von Nervenzellen angehäuft sind. Ganglien werden auch als Nervenknoten bezeichnet, da sie bei der Präparation… …   Deutsch Wikipedia

  • Ganglien — Gạn|gli|en auch: Gạng|li|en 〈Pl. von 〉 Ganglion …   Universal-Lexikon

  • Ganglien — ◆ Gan|gli|en 〈Pl. von〉 Gangliom   ◆ Die Buchstabenfolge gan|gl… kann auch gang|l… getrennt werden …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Ganglien — Gan|gli|en* [ gaŋ(g)liən]: Plur. von ↑Ganglion …   Das große Fremdwörterbuch

  • Prävertebrale Ganglien — Lage der prävertebralen Ganglien um die großen Bauchgefäße Die prävertebralen Ganglien (Ganglia prevertebralia, Singular Ganglion prevertebrale) sind Teil des sympathischen Nervensystems und gehören zu den autonomen Ganglien. Sie versorgen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Zusammengesetzte Ganglien — Zusammengesetzte Ganglien, die unter sich durch Nerven verbundenen Ganglien des vegetativen Nervensystems …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Halbseitige Ganglien — Halbseitige Ganglien, nach Nyrtl diejenigen seitlich an den Empfindungsnerven sitzenden Ganglien, die dadurch entstehen, daß in Zwischenräumen der mehr aufgelockerten Nervenfäden Ganglienkugeln größerer Art eingeschaltet sind …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ganglion prevertebrale — Lage der prävertebralen Ganglien um die großen Bauchgefäße Die prävertebralen Ganglien (Ganglia prevertebralia, Singular Ganglion prevertebrale) sind Teil des sympathischen Nervensystems. Sie versorgen die Bauch und Beckeneingeweide.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”