- Filz [1]
Filz, im allgemeinen verworren ineinander geschlungene (verfilzte) dünne Körper (s. Hutfabrikation), im engern Sinn eine deckenartige Ware (Filztuch) aus Wolle oder Haaren, die nicht durch Verweben von Garn, sondern durch Verschlingung der Wolle oder Haare hergestellt wird.
Bei der Anfertigung des Filzes wird die Wolle wie in den Spinnereien auf einem Wolf gelockert, darauf gewaschen, getrocknet und abermals gewolft, um dann auf einer Kratzmaschine gekratzt und in eine Watte (Pelz) von etwa 2 m Breite, bis 40 m Länge und je nach der Feinheit des herzustellenden Filzes verschiedener Dicke verwandelt zu werden. Von der Kratzmaschine gelangt die Watte auf das Wattrahmentuch. Der Wattrahmen besteht aus einem Gestell mit zwei Ständern, die etwa 2,5 m auseinander stehen und je 6 hohle, übereinander liegende Blechwalzen tragen. Zwischen und um diese Walzen läuft horizontal nach einer Richtung ein 40 m langes Tuch ohne Ende hin und her, welches das Vlies aufnimmt, bis es die ganze Länge von 40 m durchlaufen hat. Dann beginnt der Kreislauf unter Aufnahme eines zweiten Vlieses von neuem und wiederholt sich so oft, bis der F. die nötige Dicke erreicht hat. Darauf wird es quer durchschnitten und auf eine Walze aufgerollt, die nun auf die Kreuzungs- oder Filzmaschine gebracht wird, die zwei Vliese rechtwinklig kreuzend übereinander legt (dupliert). Durch diese Kreuzung wird eine große Gleichmäßigkeit in der Masse und eine größere Festigkeit in der Querrichtung erreicht. Manche Filze erhalten zu diesem Zweck in der Mitte ein leichtes Gewebe, das auf der Kreuzungsmaschine oder schon im Wattrahmen mit eingelegt wird.
Die Filzmaschine verwandelt das duplierte Vlies in F. Sie besitzt (s. Abbildung) in zwei Reihen übereinander zweimal 20 Filzwalzen, von denen die obern aus Holz. die untern aus Eisen oder Holz angefertigt sind; sämtliche Walzen erhalten eine kontinuierliche Drehung nach gleicher Richtung.
Das auf der Walze A befindliche Vlies wird von den sich drehenden Walzen a a abgewickelt und auf das Tuch ohne Ende e e gelegt, um mit diesem gemeinschaftlich durch die Filzwalzen zu laufen. Indem nun das Tuch e e durch einen Trog C mit heißem Wasser geht, wird es filzfähiger. Zugleich wird noch ein Teil der untern Walzen mit Dampf geheizt, und ebenso sind unter der Maschine zwei flache, durch Schlangendampfröhre geheizte Wassertröge d d angebracht, aus denen fortwährend reichlich Wasserdampf aufsteigt. Beim Durchgang des Vlieses durch die Filzwalzen erfolgt die Verfilzung durch den Druck der Oberwalzen, besonders aber dadurch, daß diese Walzen zugleich durch seitwärts angebrachte Exzenter eine hin und her gehende Bewegung in der Achsenrichtung erhalten, während sie sich außerdem, von den Unterwalzen mitgenommen, drehen. Das mitunter erst nach mehrmaligem Durchgang durch die Filzmaschine gehörig gefilzte Zeug wird von der Walze D aufgewickelt. Es gelangt zur Reinigung und zur Befreiung von den etwa zum Beizen der Haare gebrauchten Beizmitteln in eine Waschmaschine oder Walkmaschine mit zwei übereinander liegenden rotierenden Walzen (s. Tafel »Appreturmaschinen«, Fig. 13). Nach dem Waschen wird die Ware in derselben Maschine mit Seifenlösung eingeseift, wie Tuch zur Erzeugung des dichten, festen Filzes gewalkt, abermals gewaschen, wenn erforderlich, gefärbt und durch Aufspannen auf einem Rahmen oder einer Rahmmaschine (Aufrahmen) geglättet und getrocknet. Teppichfilz, Schuhfilz, Deckenfilz etc. werden auch bedruckt (mit der Hand). Ganz seine Filze werden geschoren, zwischen Preßspänen oder geheizten Platten gepreßt und überhaupt mit Tuchappretur versehen. Filztuch dient ferner zu Kleiderstoffen, Einlegsohlen, Warmhaltern. Außerdem benutzt man F. zur Kopf- und Fußbekleidung, zu Filtrierbeuteln, beim Schiffbau als Unterlage bei der Kupferung, bei Dampfzylindern und Dampfleitungen zur Verhinderung der Abkühlung; feinster F. aus Merinowolle bildet den zarten Hammerfilz für Pianofortefabrikanten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.