Eulenspiegel

Eulenspiegel

Eulenspiegel, Till, bekannter deutscher Schalksnarr, in Kneitlingen bei Schöppenstädt im Braunschweigischen gegen Ende des 13. Jahrh. geboren, zog, von früher Jugend auf lose Streiche spielend, in der Welt umher, erst im Niedersächsischen und Westfälischen, dann auch in Italien und Polen, wo er mit dem Hofnarren des Königs Kasimir d. Gr. einen Wettstreit hatte. Er starb 1350 in Mölln unfern Lübeck, wo noch heute unter einer Linde sein Leichenstein mit einem Spiegel und einer Eule zu sehen ist. Das Volksbuch, das ihn zum Helden hat, ist im J. 1500, ursprünglich in niederdeutscher Sprache, abgefaßt. Die älteste hochdeutsche Bearbeitung hat man ohne ausreichenden Grund dem Thomas Murner beigelegt. Ein Teil der von E. erzählten Schwänke stammt wohl aus der an die historische Persönlichkeit anschließenden Volkssage und zeigt besonders deutlich die von seiten der Bauern gegen die städtischen Handwerker gerichtete satirische Tendenz; ein andrer größerer Teil enthält längst bekannte heimische und fremde Sagen und Schwänke, die z. T. vom Pfaffen von Amis und Pfaffen vom Kalenberg auf E. übertragen worden sind. Die erste der erhaltenen hochdeutschen Ausgaben erschien Straßburg 1515 (Neudruck, Halle 1885), eine andre Straßb. 1519 (neue Ausgabe von Lappenberg, Leipz. 1854). Eine Bearbeitung des Stoffes in Versen gab Fischart (»Der E. reimenweis«, Frankf. 1572; Neudruck von Hauffen in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 18, Stuttg. 1892). Übersetzt wurde das außerordentlich beliebte Volksbuch ins Böhmische, Polnische, Italienische, Englische (vgl. Brie, E. in England, Berl. 1903), ins Niederländische, Dänische, Französische und Lateinische. Eine gute Erneuerung veröffentlichte Simrock (»Ein kurzweilig Lesen von Till E., nach den ältesten Quellen«, Frankf. 1878). Nachahmungen, die an den Namen und Charakter des E. anknüpfen, sonst aber ganz selbständig auftreten, erschienen mehrere, so in neuester Zeit: »Till E., modernes Heldengedicht« von Adolf Böttger (1850) und »Till E. Redivivus, ein Schelmenlied« von J. Wolff (1875). – Den Namen E. (l'Espiègle) trägt auch ein sehr seltenes Kupferblatt von Lucas van Leiden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Eulenspiegel — Eulenspiegel, Till, Name eines Schalksnarren, auf den zahlreiche ältere und neuere Schwänke übertragen wurden, geb. angeblich im Dorfe Kneitlingen im Braunschweigischen, soll 1350 zu Mölln im Lauenburgischen gestorben sein. Das Volksbuch, das… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Eulenspiegel — Eulenspiegel, Till, soll in dem braunschweig. Dorfe Kneitlingen geb. und um 1350 zu Mölln im Lauenburg., wo man seinen Leichenstein zeigt, gest. sein; er wanderte bis Polen und Italien, durchstreifte jedoch vorzüglich Niedersachsen und Westfalen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Eulenspiegel — Eulenspiegel,der:⇨Spaßmacher …   Das Wörterbuch der Synonyme

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  • Eulenspiegel — gehört zu den Figuren, die nicht nur Erzählungen, sondern auch Sprichwörter und Redensarten auf sich gezogen haben. Die Schwankfigur Till Eulenspiegels ist heute vor allem noch in unzähligen Sagwörtern volkstümlich. Aus dem Bereich der… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Eulenspiegel — Eu|len|spie|gel 〈m. 5〉 Schelm, zu Streichen aufgelegter Mensch [= Eulden Spiegel; zu eulen <nddt. ulen „fegen, säubern“ (zu ule = runder, wie ein Eulenkopf aussehender Besen aus Borsten) u. Spiegel „weißer Fleck“ um den After des Reh u.… …   Universal-Lexikon

  • Eulenspiegel — 1. Eulenspiegel ist auch zu Rom gewesen, hat mit dem Bapst geredt, ist doch ein Spottvogel wiederkommen. – Lehmann, 689, 30. Till Eulenspiegel, der Sohn eines Bauern aus Knittlingen im Braunschweigischen, ist im Jahre 1350 in der kleinen Stadt… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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