- Farbpflanzen
Fig. 1. Caesalpinia echinata Lam., ein Baum aus der Familie der Leguminosen, mit kurzstacheligen Ästen, unpaarig gefiederten Blättern, kurzgestielten, gelb und rot gefleckten, wohlriechenden Blüten in fast rispigen Trauben und dornigen Hülsen, wächst in Brasilien und gilt als Stammpflanze des Fernambuk-, Pernambuk- oder echten Brasilienholzes, das in armdicken, außen rotbraunen bis schwärzlichen, innen gelbroten Knüppeln in den Handel kommt und die wertvollste Sorte der westindischen Rothölzer darstellt. Es wird als Farbholz, aber auch in der Kunsttischlerei und Drechslerei benutzt.
Fig. 2. Rubia tinctorum L. (Krapppflanze, gemeine Färberröte), eine Staude aus der Familie der Rubiazeen, mit 60–90 cm hohen vierkantigen, dornig scharfen Stengeln, zu 4–6 stehenden, fast sitzenden, lanzettförmigen, oberseits glatten, an den Rändern dornig scharfen Blättern, gelben Blüten in einer endständigen beblätterten Rispe und zwei- oder einköpfigen, tiefschwarzen, kahlen, glänzenden Früchten. Die Pflanze wächst im Mittelmeergebiet; ihre große technische Bedeutung verdankt sie den unterirdischen Teilen, die als Krapp eine große Rolle in der Färberei gespielt haben. Sie bestehen aus einem meist kurzen, etwas knorrigem Wurzelstock, aus dem einige Wurzeln und mehr oder weniger zahlreiche gegliederte Ausläufer entspringen, die im Boden horizontal verlaufen und reichlich oberirdische Sprosse treiben. Die Färberröte gedeiht am besten auf etwas feuchtem, humusreichem Boden. Man benutzt zur Vermehrung Stücke der Ausläufer, die man im März legt. Im Herbst mäht man das Kraut, das ein gutes Viehfutter bildet, und bedeckt die Stöcke zum Schutz gegen die Winterkälte mit Erde. Die Ernte geschieht meist im Spätherbst des zweiten oder dritten Jahres, in der Levante erst im fünften bis sechsten Jahre. Die Wurzeln sind 20–30 cm lang, 5–12 mm dick, mit rotbrauner, runzeliger Außenrinde, innen gelbrot, werden nach der Ernte getrocknet und kommen zerschnitten (Krappwurzel), meist aber gemahlen (Krapp) in den Handel. Man reinigt die Wurzeln von der wenig wertvollen Oberhaut und den Saugwurzeln (Mullkrapp) und erhält dann durch Mahlen den geschälten oder beraubten Krapp, der wertvoller ist als der mit der Oberhaut gemahlene Krapp. Der gemahlene Krapp bildet ein grobes, safranfarbiges Pulver, riecht stark eigentümlich, schmeckt säuerlich-süßlich, zieht begierig Feuchtigkeit an, backt daher leicht zusammen und muß sorgfältig gegen Luft und Licht geschützt werden. Er verbessert seine Qualität durch mehrjährige Aufbewahrung, geht aber nach dem 5.–6. Jahr wieder zurück. Der meiste Krapp wurde bisher in Frankreich (Avignon), in Holland (Zeeland, Südholland) und im Elsaß gebaut. Große Quantitäten Krapp (Lizari, Alizari) kommen in Stücken aus Kleinasien. Dieser Krapp ist der farbstoffreichste und geschätzteste; er soll von Rubia peregrina L. abstammen. Auch Ägypten, Griechenland, Sizilien, Ostindien liefern Krapp in Stücken. Diesem Krapp steht am nächsten der französische, dem sich der Elsässer und der holländische anschließen. Der schlesische Krapp (Breslauer Röte) gehört zu den geringsten Sorten. Auch in Nordamerika und Australien wird Krapp gebaut. Der Krapp enthält außer den gewöhnlichen Pflanzenbestandteilen (elsässischer Krapp bis 16 Proz. Zucker) Glykoside, die unter dem Einfluß eigentümlicher Fermente sich langsam in Zucker und Farbstoff zersetzen. Daher gewinnt der Krapp beim Aufbewahren. Der wichtigste Farbstoff des Krapps ist das Alizarin, und seitdem dies aus Steinkohlenteer künstlich dargestellt wird, hat der Krappbau seine frühere Bedeutung eingebüßt. Die Pflanze war als Farbpflanze schon den alten Griechen und Römern bekannt, auch wurde ihre Wurzel lange Zeit als Arzneimittel benutzt. Dioskorides erzählt, daß Erythrodanon angebaut werde und auch wild vorkomme, und daß die Wurzeln zum Färben benutzt werden; Plinius nennt die Pflanze Rubia; in den Kapitularien Karls d. Gr. wird sie als Warentia zum Anbau empfohlen, doch verbreitete sich die Krappkultur in Frankreich erst einige Jahrhunderte später und erlosch dann wieder, so daß sie gegen Ende des 16. Jahrh. fast nur noch in Holland betrieben wurde. 1760 ließ der französische Minister Bertin Samen des levantischen Krapps nach Frankreich kommen und unter die Landleute verteilen. In Avignon soll ein gewisser Althen 1766 den Krappbau eingeführt haben, der sich wenig später auch im Elsaß verbreitete. In Deutschland wurde wohl zuerst in Schlesien Krapp gebaut, wenigstens datiert eine Breslauer Röteordnung von 1574. In Böhmen, wo im 16. und 17. Jahrh. der Krappbau ebenfalls blühte, wurde er durch den Dreißigjährigen Krieg zugrunde gerichtet; auch in Bayern, Sachsen und Baden ist er ganz zurückgegangen; in der Pfalz datiert er seit 1763. In den 30er Jahren des 19. Jahrh. nahm der Krappbau einen großen Aufschwung, aber 1868 stellten Graebe u. Liebermann das Alizarin aus Anthrazen dar.
Fig. 3. Acacia Catechu Willd., ein Baum aus der Familie der Leguminosen, mit sehr verzweigter Krone, weißlich behaarten, dornigen oder unbewehrten Jüngern Zweigen, zerstreut stehenden, doppelt und paarig gefiederten Blättern, vieljochigen, linealischen Fiederblättchen, achselständigen, kurzgestielten, walzenförmigen Blütenähren, gelben Bluten mit langen Staubgefäßen und geraden, flachen, breitlinienförmigen, zweiklappigen Hülsen mit 3–6 fast kreisförmigen, zusammengedrückten dunkelbraunen Samen. Der Baum wächst im südlichen Asien, besonders in Hinterindien, Ostindien und auf Ceylon, auch in großen Mengen im tropischen Ostafrika. Aus dem Kernholz gewinnt man das Katechu, indem man es nach Entfernung des hellgelben Splints zerkleinert, mit Wasser anhaltend kocht und den Auszug in Schalen verdampft. Der Rückstand wird mit etwas Wasser aufgenommen, in Tongefäßen, Matten oder zwischen Blättern zum völligen Trocknen der Sonne ausgesetzt. In den Spalten des Stammes findet man nicht selten Katechin (Katechusäure), den wichtigsten Bestandteil des Katechu als kristallinische Ablagerung, die unter dem Namen Khersal in Indien arzneilich benutzt wird.
Fig. 4. Indigofera tinctoria L. (Indigopflanze, Anil, Nil), eine Staude aus der Familie der Leguminosen, mit halbstrauchigem, verästeltem, 1,5 m hohem Stamm, zerstreut stehenden, vier- bis fünfjochig gefiederten Blättern, unterseits kaum behaarten Blättchen, kurzen Blütentrauben, sehr kleinen, rosenroten und weißen Blüten und stielrunder, wenig gekrümmter, herabgebogener Hülse, aus Ostindien, wird nebst einigen andern Arten, wie besonders die sehr ähnliche I. Anil L., überall in den Tropen, und I. argentea L., mit ein- bis zweijochigen, silberweiß seidenhaarigen Blättern, in Nordafrika und Südwestasien zur Indigogewinnung kultiviert. Die Indigopflanze verlangt ein heißes, feuchtes Klima; der in dem gut gedüngten und gepflügten Boden in Reihen von 30–50 cm Abstand gedrillte Same wird leicht mit Erde bedeckt, und nach drei Monaten werden die Pflanzen kurz vor Beginn der Blüte etwa 12 cm über dem Boden geschnitten. In guten Lagen erhält man drei, auch vier Ernten im Jahr.
Fig. 5. Haematoxylon Campechianum L. (Kampescheholz, Blauholzbaum, Blutholzbaum), ein 10–12 m hoher Baum aus der Familie der Leguminosen, mit meist krummem Stamm, runzeliger, schwarzbrauner Rinde und ausgebreiteten, vielfach hin und her gebogenen, wehrlosen oder dornigen Asten, paarig gefiederten Blättern, verkehrt-eiförmigen, wenig jochigen Blättchen, kleinen hochgelben Blüten in einzelnen oder gebüschelten achselständigen Trauben und lanzettlicher, zusammengedrückter, meist einsamiger Hülse. Der Baum ist ursprünglich in Mexiko und Mittelamerika (vorzüglich Campechebai, Honduras) heimisch und wurde von hier 1715 nach Westindien, dann auch nach dem nördlichen Südamerika verpflanzt; er liefert das Kampescheholz, das meist von wild wachsenden Bäumen gewonnen wird. Erst in neuerer Zeit hat man angefangen, ihn zu kultivieren und ihn z.B. auch in den niederländischen Kolonien in Indien angepflanzt. Man benutzt das Holz in der Färberei, aber auch zur Herstellung von Möbeln, Parketten und in der Kunsttischlerei. Es gelangte bald nach der Entdeckung von Amerika aus den mexikanischen Häfen durch die Spanier nach Europa. Nach England kam es zur Zeit der Königin Elisabeth; da man aber damit nicht echt zu färben verstand, so blieb es beinahe 100 Jahre gesetzlich verboten.
Fig. 6. Bixa orellana L. (Orlean-, Urucu-, Roucou-, Açafraobaum), ein Baum oder Strauch aus der Familie der Bixazeen, mit langgestielten, eiförmigen, an der Basis herzförmigen, am Ende zugespitzten, ganzrandigen Blättern, endständigen Blütenrispen und großen Blüten. Die Blütenstände und oft auch die Blätter, tragen vielzellige, oft auch gestielte Schuppen. Die einfächerigen, zweiklappigen, braunroten Kapseln, die außen meist dicht mit langen, spröden, an der Spitze gewöhnlich hakig gekrümmten Stacheln besetzt sind, enthalten zahlreiche umgekehrt-eiförmige, oben schief abgeplattete Samen. Die innere Schicht der Samenschale ist hart, die äußere besteht aus roten, fleischigen, zu einer einem Samenmantel ähnlichen Masse zusammenfließenden Papillen. Die Pflanze ist im tropischen Amerika heimisch, aber schon seit langer Zeit in allen Tropenländern bis nach Polynesien und Madagaskar hin verbreitet und vielfach verwildert. Auch in alten peruanischen Gräbern ist sie aufgefunden worden. Die äußere Schicht der Samenschale enthält den als Annatto (Arnotto) bekannten Farbstoff, der als Orlean (s.d.) in den Handel kommt. Blätter, Samen und Wurzeln werden in Südamerika und Asien als Volksheilmittel benutzt.
Fig. 7. Carthamus tinctorius L. (Saflor, wilder Safran, Bürstenkraut), ein einjähriges, 1–1,3 m hohes kahles Kraut aus der Familie der Kompositen, mit länglich-eiförmigen, stachelig gezahnten Blättern, von grünen Hüllblättern umgebenen großen Blütenköpfchen mit erst gelben, dann orangeroten Blüten und pappuslosen Früchten. Die getrockneten Blüten kommen als Saflor in den Handel. Saflor ist neben Indigo die wichtigste Farbpflanze, sie stammt wohl aus Ostindien, hat aber eine sehr weite Verbreitung gewonnen. Für den Welthandel sind wichtig Indien. Bengalen, Persien und Ägypten, außerdem wird Saflor kultiviert in China, Japan, Süd- und Mittelamerika, Kolumbien, Neusüdwales, in geringem Umfang auch in Spanien, Italien, Frankreich, Ungarn und in einigen Gegenden Deutschlands. Im 17. Jahrh. bauten Elsaß und Thüringen so viel Saflor, daß eine beträchtliche Ausfuhr nach England stattfand, im 18. Jahrh. aber kam der Saflorbau durch den billigen levantinischen Saflor in Verfall, zumal auch die deutsche Ware durch vielfache Verfälschungen in Verruf gekommen war. Aus den bittern Samen gewinnt man namentlich in Ägypten, Algerien, Indien ein fettes Öl, das sich als Brennöl, weniger als Speiseöl eignet.
Fig. 8. Reseda luteola L. (Färberwau, Wau, Gilbkraut), eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Resedazeen, mit 60–120 cm hohem Stengel, wechselständigen, lineal-lanzettförmigen, kahlen Blättern, blaßgelben Blüten in verlängerten Trauben und kugelig verkehrt-eiförmigen Kapseln. Der Färberwau wächst in Mittel- und Südeuropa und wird in England, Frankreich, Thüringen, Sachsen, Bayern und Württemberg kultiviert. Man sät im Herbst und zieht die Pflanzen im nächsten Jahr während des Verblühens aus der Erde. Wau wurde durch Gelbholz und Quercitron stark zurückgedrängt.
Fig. 9. Isatis tinctoria L. (Waid, Färberwaid), eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Kruziferen, treibt im ersten Jahr eine breite Blattrosette von 15–30 cm langen, dunkelgrünen, länglich-lanzettlichen, ganzrandigen oder gezähnelten Blättern, im zweiten Jahr einen 0,5–1m hohen Stengel, der kleine Blätter mit pfeilförmiger Basis und an der Spitze eine Menge reichverzweigter Blütentrauben mit kleinen, goldgelben Blüten trägt. Die fast verkehrt dreieckigen, schwärzlichen Schötchen enthalten ein längliches, gelbes Samenkorn. Der Färberwaid wächst von Zentralasien bis Mittel- und Südeuropa und wird als Farbepflanze kultiviert.
Fig. 10. Quercus tinctoria Willd. (Färbereiche), ein 30m hoher Baum aus der Familie der Fagazeen, mit rostgelblich sternfilzigen jungen Zweigen, langgestielten, bald seicht, bald tief fiederspaltigen, zuletzt pergamentartigen, bis 30 cm langen Blättern. Die großschuppigen Becher, aus denen die fast kugeligen Eicheln zur Hälfte hervorragen, sind sehr kurzgestielt und stehen meist einzeln. Die Färbereiche tritt in mehreren Varietäten auf und bildet in den mittlern Vereinigten Staaten große Waldungen. Sie liefert die Quercitronrinde, die zu den wichtigsten Farbmaterialien gehört und bei ihrer Einführung andre gelbfärbende Drogen entweder ganz verdrängte oder doch, wie dem Wau, starke Konkurrenz machte.
Fig. 11. Garcinia Hanburyi Hook. fil. (Gummiguttbaum), ein 10–15 m hoher Baum aus der Familie der Guttiferen, mit kurzgestielten, elliptischen Blättern, kleinen Blüten und kirschengroßen Beeren, wächst in Kambodscha u. liefert nebst andern Arten das Gummigutt, das aus Einschnitten in den Stamm gewonnen wird. Es kam 1603 nach Europa, wurde zunächst als abführendes Mittel, dann aber auch als Farbstoff benutzt.
Fig. 12. Roccella tinctoria DC. (Orseilleflechte, Färberflechte), eine Flechte mit 16–32 cm langem, 1–3,5 mm dickem, wurmförmigem, einfach oder gabelförmigästigem, büschelförmig wachsendem, weißlichem, lederartigem Thallus und schwarzen, weißlich bereiften Apothecien, wächst an Felsen der Kanarischen und Azorischen Inseln, des Mittelmeers, Senegambiens, des Kaps, Ostindiens, Südamerikas etc., wird besonders auf den Kanarischen Inseln (jährlich ca. 130,000 kg) gesammelt und dient zur Darstellung der Orseille. Eine andre, gleich farbstoffreiche Flechte, R. Montagnei Bél., wächst an der ostafrikanischen Küste in den Dschangeln auf Mangrovebäumen.
Farbpflanzen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.