Dekhan

Dekhan

Dekhan (Deccan, v. sanskr. Dakschinā, die »rechte, d. h. südliche Weltgegend«), südlicher Teil Vorderindiens, das Dreieck, das im N. von der südlich des Tapti streichenden Kette und ihrer Fortsetzung, dem Hügelland am rechten Ufer des Godaweri, im O. von den Ostghats, im W. von den Westghats begrenzt wird, im S. in der Senkung Phalgat endet, welche die Eisenbahn von Madras nach Kalikut durchzieht. Es ist ein nach O. abgedachtes Tafelland, rauh und stark gewellt im W., mit ausgedehnten Ebenen im O.; im W. 1000–1300 m, im Innern 500–600 m hoch. Alle Flüsse entspringen in den Westghats und münden in den Bengalischen Meerbusen. Der Boden besteht vorwiegend aus schwarzer Erde (Zersetzungsprodukt der für D. charakteristischen weiten Basaltdecken) oder aus rotem Laterit. Beide sind fruchtbar, bedürfen aber künstlicher Bewässerung. Die Jahrestemperatur liegt zwischen 27,8 und 27,8°. Politisch gehört D. zu den Zentralprovinzen, den Präsidentschaften Bombay und Madras, zu Haidarabad und Maissur. – Um 500 n. Chr. soll sich Dschayasimha 1., aus Nordindien kommend, auf Kosten der drawidischen Pallawa im D. festgesetzt und das Hindureich der Tschâlukya gegründet haben, das schon um 600 den größten Teil des D. (zwischen Konkan und Orissa) umfaßte. 630 fand eine Zweiteilung statt: das östliche Tschâlukyareich bestand bis 1060, wo es den Tschola erlag; das westliche erlitt 747 durch die Râschtrakûta von Gudscharat eine schwere Schlappe, erholte sich aber seit 973 unter Tailapa, dem Stifter der spätern Tschalukyadynastie, gab einer Anzahl von Nebenlinien und Kleinstaaten das Leben und erlosch gegen 1200. Inzwischen überschwemmten seit 1001 mohammedanische Scharen Nordindien und drangen allmählich immer weiter auch nach dem D. vor. 1347 erklärte sich der schiitische Afghane Hasan Gango, Vizekönig Mohammeds ibn Toghluq in Dauladabad, unabhängig und begründete die Bahmanidynastie von Kulbarga; sein Nachfolger Mahmud Shah II. herrschte 1482 über das ganze D. nördlich von Maissur. Während sich jedoch der Norden kurz danach in fünf mohammedanische Kleinstaaten (Berar 1484–1568, Bidschapur 1489–1686, Ahmednagar 1490–1595, Bidar 1492–1609 und Golkonda oder Haidarabad 1512–1687) auflöste, gedieh im Süden das 1326 begründete Reich von Widschayanagar rasch zu hoher Blüte: um 1400 war es bereits unbestritten die hinduische Vormacht von Kattak im Nordosten bis nach Trawankor im Südwesten. Erst als sich die mohammedanischen Staaten des Nordens vereint gegen den hinduischen Süden wendeten, brach Widschayanagar zusammen (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.), und unter dem tatkräftigen Großmogul Aurangzeb verschwanden 1686/87 die letzten Reste auch der selbständigen islamischen Reiche im D. Von größerer Bedeutung wurde dagegen der von Siwadschi (einem kleinen Landbesitzer, der sich zum glücklichen Kämpfer gegen Aurangzeb emporschwang) 1674 gestiftete Staat der Marathen (s.d.). Diese traten 1774 als Gegner der Engländer auf, doch kam es 1782 zum vorläufigen Frieden, und 1818 wurde das Marathenreich im D. dem englischen Gebiet einverleibt. Vgl. Gribble, A history of the Deccan (Lond. 1895); Schmidt im 2. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dekhan — Dekhan, Halbinsel, Hochland in Ostindien (s.d.) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Dekhan — Dekkan Plateau Dekkan oder Dekhan, englisch auch Deccan (von Sanskrit Dakschina: „rechte“ – also nach indischem Verständnis südliche – „Weltgegend“) ist die Bezeichnung für den südlichen Teil Vorderindiens, der im Norden von Hindustan, ansonsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Dekhan — Dẹkhan,   Dẹccan, Dẹkkan der, im weiteren Sinn die Halbinsel Vorderindiens südlich einer Linie vom Golf von Khambhat zum Ganges Brahmaputra Delta; pultartige Hochfläche mit Inselbergen, die im Westen durch die Steilstufe der Westghats von der… …   Universal-Lexikon

  • Dekhan-Sultanate — Die Dekkan Sultanate Ahmednagar, Bidar, Bijapur und Golkonda sowie das hinduistische Reich von Vijayanagar im frühen 16. Jahrhundert Als Dekkan Sultanate werden die fünf Sultanate Ahmadnagar, Berar, Bidar, Bijapur und Golkonda …   Deutsch Wikipedia

  • Декан географическая область — (Dekhan, Dekan, Deccan, санскрит. Дакшина, т. е. юг, южный) так называется южная часть полуострова Индостана, омываемая Индийским океаном, Бенгальским заливом и Аравийским морем и оканчивающаяся на Ю мысом Коморин. В более тесном смысле Д.… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Декан, геогр. область — (Dekhan, Dekan, Deccan, санскрит. Дакшина, т. е. юг, южный) так называется южная часть полуо ва Индостана, омываемая Индийским ок., Бенгальским зал. и Аравийским м. и оканчивающаяся на Ю мысом Коморин. В более тесном смысле Д. обозначает… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Indien — Ịn|di|en; s: Staat in Südasien. * * * Ịndi|en,     Kurzinformation:   Fläche: 3 287 263 km2   Einwohner: (2001) 1 027,02 Mio.   Hauptstadt: Neu Delhi (Delhi)   Amtssprache …   Universal-Lexikon

  • Ostindien — (hierzu Karte »Ostindien«), die Halbinseln Vorder und Hinterindien mit den Inseln des Indischen Ozeans, von den Lakkadiven bis zu den Philippinen; im engern Sinne das Britisch indische Kaiserreich (Indobritisches, Angloindisches Reich), auch kurz …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Asien: Gesellschafts- und Lebensformen —   Die Geschichte Indiens beginnt mit der Industalkultur, die von etwa 2500 bis 1700 v. Chr. im Nordwesten Indiens blühte. Die Fundstätten in Mohenjo Daro und Harappa im heutigen Pakistan sowie Lothal und Kalibangan in Indien sind Überreste von… …   Universal-Lexikon

  • Asiatische Geschichte — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Länder Asiens heute …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”