- Circus [2]
Circus (lat., Zirkus), Kampfspielplatz der alten Römer, ursprünglich für Roß- und Wagenrennen, später für andre Arten von Spielen (s. Circensische Spiele). Angeblich soll schon in der Königszeit ein C. eingerichtet sein, der später so benannte C. maximus in der Talmulde zwischen Palatin und Aventin. Einen zweiten, den C. Flaminius, legte 221 v. Chr. der Zensor C. Flaminius im Westen des Kapitols an. Nicht öffentlich war der von Caligula begonnene und von Nero vollendete am Vatikan. Außerhalb Roms an der Via Appia lag der leidlich erhaltene, von Maxentius 309 errichtete (früher fälschlich C. des Caracalla genannt). Auch in andern Städten des Reiches befanden sich solche Rennbahnen; eine solche hat sich z. B. in den Ruinen von Bovillä erhalten. Die Arena des C. maximus hatte nach dem Ausbau durch Cäsar und Augustus eine Länge von 590 m und eine Breite von 80 m. Auf einem Unterbau von drei Bogengewölben übereinander ruhten die sich terrassenförmig erhebenden Sitzstufen, deren unterste, steinerne Reihe (podium) für die Senatoren bestimmt und gegen den Angriff wilder Tiere durch einen tiefen, breiten Graben (euripus) geschützt war, den Nero zuschütten und durch eine andre Vorrichtung ersetzen ließ. Die nächsten Sitzreihen kamen den Rittern zu, dann folgte der dritte Stand nach Tribus geordnet. Die Zahl der Plätze belief sich zu Cäsars Zeit angeblich auf 150,000, nach wiederholten Erweiterungen im 4. Jahrh. auf 385,000, Zahlen, die jedoch bezweifelt werden. Eine außen herumlaufende Halle enthielt die Zugänge zu den Sitzreihen.
In angemessenem Abstand von den Schmalseiten der Rennbahn waren je drei kegelförmige Zielsäulen (metae) aufgestellt; zwischen diesen lag eine die Bahn der Länge nach halbierende niedrige Mauer (spina), die neben anderm Schmuckwerk auf zwei Gestellen je sieben Delphine und sieben eiförmige Körper (ova) trug; von letztern wurde nach jeder der sieben Umfahrten eines Rennens (missus) einer heruntergenommen, von jenen einer wahrscheinlich umgedreht. Inder Mitte der Spina des C. maximus stellte Augustus einen Obelisken auf, einen zweiten Constantius (337). Diese, wie die Obelisken aus dem vatikanischen C. und dem des Maxentius stehen heute an andern Plätzen. An der einen Schmalseite lagen die rechts u. links von einem Turm (oppidum) flankierten Schuppen (carceres) für die Renngespanne, deren Gatter gleichzeitig nach dem C. geöffnet werden konnten. Sie lagen in einer schrägen Linie derart, daß der Abstand von dem eigentlichen Anfang der Wettfahrt gleich groß war. Durch die porta triumphalis am entgegengesetzten Ende fuhr der triumphierende Feldherr beim Zug nach der Stadt in den C. ein (s. die Abbildung). Hier waren die acht Carceres, durch deren Mitte der Eingang führte, in einer schrägen Linie angelegt, deren linkes Ende sich am weitesten in den C. hinein erstreckte. Da der Lauf der Wagen stets rechts herum führte, so wären, wenn man nicht die schräge Linie gewählt hätte, die am weitesten links postierten Gespanne benachteiligt gewesen. Dieselbe Eigentümlichkeit der Stellung zeigt auch der 1823 in den Ruinen des alten Bovillä am Fuß des Albanergebirges an der Appischen Straße aufgedeckte C. (vgl. obigen Grundriß); derselbe ist zwar klein, zeigt aber die wesentlichsten Bestandteile der ganzen Anlage vortrefflich erhalten. – Die hervorragendsten Zirkusgebäude der Neuzeit sind der Cirque d'hiver in den Champs-Elysées und der Hippodrom an der Place de Clichy in Paris, der Hippodrom in London, der Zirkus Renz (jetzt Schumann) und der Zirkus Busch in Berlin, der Zirkus Renz in Hamburg, der Zirkus Carré in Amsterdam und der Zirkus im Djurgarden in Stockholm. In Spanien hat jede ansehnlichere Provinzialstadt dergleichen (architektonisch meist unbedeutende) Bauten für Stiergefechte.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.