- Boursault
Boursault (spr. burßō), Edme, franz. Dichter, geb. im Oktober 1638 in Mussy-l'Evêque (Aube), gest. 15. Sept. 1701 in Paris, kam 1651 nach Paris, ohne eine andre Sprache zu sprechen als sein Patois, erwarb sich aber bald eine solche Herrschaft über die französische Sprache, daß seine Werke, wie »La véritable étude des souverains« (Par. 1671) und eine gereimte Zeitung (»Les Continuateurs de Loret«, hrsg. von James de Rothschild, das. 1882), ihm Ludwigs XIV. Gunst, eine Pension und eine Stelle am Hof gewannen. Wegen satirischer Ausfälle jedoch wurden Zeitung und Pension unterdrückt. Er wurde dann Steuereinnehmer in Montluçon. Mit Molière und Boileau lebte B. anfangs in Feindschaft. Gegen jenen schrieb er 1663 die Komödie »Le portrait du peintre«, worauf Molière mit dem »Impromptu de Versailles« antwortete. Mit Boileau versöhnte er sich bald, und auch dem toten Molière hat er einen ehrenden Nachruf gewidmet. Corneille schätzte ihn aus Feindschaft gegen Racine über Verdienst und stellte seine mäßigen Tragödien: »Marie Stuart« und »Germanicus«, welch letztere großen Beifall fand, den Meisterwerken jenes gleich. Seinen größten Erfolg hatte B. mit den drei Komödien: »Le Mercure galant« (1679, neubearbeitet 1889), welche 80 Vorstellungen nacheinander erlebte, »Ésope à la ville« (1690) und »Ésope à la cour« (1701, neue Ausg. 1898), sogen. Schubladenstücke (pièces à tiroir) ohne Intrige und Handlung, mit eingelegten Fabeln. Im ganzen enthält sein »Théâtre« (1746, 3 Bde., u. ö.) 16 Stücke. Seine »Lettres de respect, d'obligation et d'amour« (Par. 1666 u. ö., zuletzt 1887) sind besonders interessant wegen der Briefe der geistvollen Babet, der Geliebten Bourfaults, die von ihren Eltern dieser Liebe wegen in ein Kloster gebracht wurde, wo sie vor Gram starb. Vgl. Saint-René Taillandier, Études littéraires: B. (Par. 1881); Colombey, Le reporter d'un évêque. Lettres de B. (das. 1891); A. Hoffmann, Edme B. (Straßb. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.