- Bordeauxweine
Bordeauxweine, die auf beiden Seiten des Girondestroms wachsenden Weine. Auf diesem Gebiete, dem eigentlichen Médoc, unterscheidet man drei Arten der Gewächse: von: Côtes (Hügeln), Palus (humoser Lehmboden der Flußniederungen), Graves (Kies, Gerölle, Sand), Terres fortes (Niederungen ohne Sand) und Entre deux mers zwischen Garonne und Dordogne, und unterscheidet von jeder Art wieder ersten, zweiten bis fünften Palus etc. Die roten B. besitzen hervortretendes, höchst angenehmes Bukett, viel Mark, Stärke und Geistreichtum ohne Vehemenz und leichte, milde Herbigkeit. Man läßt sie mindestens 11/2 Jahr, manche Sorten viel länger lagern, wobei sich in den Flaschen ein charakteristischer Bodensatz bildet. Die besten Sorten (premiers crûs) sind: Lafitte (Gemeinde Pauillac), leicht, fein und sanft (Ertrag 120 bis 150 Ton. à 912 Lit.); Latour (Gemeinde Pauillac), mit mehr Körper und weniger fein und sanft (Ertrag 70–90 T.); Château-Margaux (Gemeinde Margaux), leicht, fein, sehr sanft, mit viel Blume (Ertrag 100–110 T.); Haut-Brion (Gemeinde Pessac), mit mehr Körper und Herbe, geringerer Blume (Ertrag 100–120 T.). Zu den Weinen zweiten Ranges (deuxièmes crûs) gehören: Mouton (Pauillac), Rauzan (Margaux), Léoville (St.-Julien), Vivens-Durfort (Margaux), Gruau-Laroze (St.-Julien), Lascombe (Margaux), Braune (Cantenac), Pichon-Longueville (Pauillac), Ducru-Beaucaillon (St.-Julien), Cos-Destournel (St.-Estèphe), Montrose (St.-Estèphe). Von den weißen Weinen ist der vorzüglichste der Château d'Yquem (Gemeinde Sauternes, Ertrag 140–180 T.), der beste Weißwein Frankreichs, fein, geistig, in guten Jahren sehr süß und doch gewürzig, ausgezeichnet durch Schmelz und Vollheit; andre weiße B. ersten Ranges sind: La Tour blanche, Peyraguey und Vigneau (Gemeinde Bommes), Suduirant (Preignac), Coutet und Climenz (Barsac), Bayle und Rieusec (Sauternes), Rabaut (Bommes). Die Produktion beträgt etwa 2,5 Mill. hl, wovon 2/3 ausgeführt und 1/3 auf Kognak verarbeitet wird. Da die Produktion den Bedarf lange nicht deckt, so werden B. ganz allgemein aus südfranzösischen Weinen (Midiweine), italienischen und spanischen Weinen fabriziert. Reine B. sind eine Seltenheit. In England heißt aller Bordeauxwein Claret; in Deutschland trank man ihn im 18. Jahrh. allgemein unter dem Namen Pontac. Vgl. Danflou, Les grands crus bordelais (Bordeaux 1867); Cocks und Feret, Bordeaux et ses vins (7. Aufl., das. 1897; deutsch von Wendt, Stett. 1893); Hamm, Das Weinbuch (3. Aufl., Leipz. 1886).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.