- Bodenmüdigkeit
Bodenmüdigkeit (Pflanzenmüdigkeit, Pflanzenschwindsucht), Versagen eines Bodens für bestimmte Pflanzenarten infolge chemischer oder physikalischer Verhältnisse des Bodens, klimatischer Ungunst oder Auftreten pflanzlicher und tierischer Schädlinge. Wird der Boden zu bald wieder mit derselben Pflanze bestellt, so wird derselbe infolge übermäßiger Verminderung der erforderlichen Nährstoffe oder infolge eines Mißverhältnisses zwischen dem Düngerbedürfnis der Pflanze (s. Dünger und Düngung) und dem Nährstoffvorrat u. Düngungszustand des Bodens (Düngerbedürfnis des Bodens) für das Wachstum der Kulturpflanze ungeeignet, pflanzenmüde. Bei der Mannigfaltigkeit der Ursachen der B. muß sich die Abhilfe durch Düngung, Bodenbearbeitung, Impfen des Bodens oder sonstige Kulturmaßregeln und organisatorische Vorkehrungen (Ausscheidung der nicht bodenmüden Parzellen für besondere Rotationen, Springschläge etc.) sowie Schutzmaßregeln gegen pflanzliche und tierische Schmarotzer und Parasiten stets nach dem besondern Falle richten. Erbsenmüdigkeit tritt auf Böden mit unter 0,10 Proz. Kalkgehalt auf; dieses Versagen der Erbsen kann am wirksamsten durch Kalkdüngung behoben werden. Ähnliches gilt für die Esparsettemüdigkeit. Die Lupinenmüdigkeit, die am häufigsten auf frisch gemergeltem Boden (Mergelkrankheit) zu beobachten ist, hat ihre Ursache in der Kalkfeindlichkeit dieser Leguminosenart; sie wird am wirksamsten durch Kainitdüngung (4–5 dz auf 1 Hektar) bekämpft. Auf sehr stickstoffarmem Boden liegt die Ursache der Müdigkeit für Erbsen, Lupinen, Serradella, Rotklee etc. im Fehlen bestimmter Mikroorganismen, mit denen im Zusammenleben (Symbiose) die Wurzeln befähigt werden, durch Knöllchenbildungen den freien Stickstoff der Luft für die Pflanze nutzbar zu machen. Derartig für die Hülsenfruchtkultur ungeeigneter Boden kann durch Bodenimpfung, d. h. Ausstreuen und Eineggen von in Leguminosenkultur befindlichem Boden (10–20 kg Impferde auf 1 Hektar), oder durch Verwendung von Reinkulturen von Bakterien (s. Alinit, Nitragin) für Getreidepflanzen geeignet gemacht werden. Luzernemüdigkeit tritt ein, wenn durch Verfaulen der Wurzeln in stauendem Wasser oder Auftreffen auf Sand, Schotter oder festem, undurchlassendem Untergrunde die Luzernestöcke eingehen; solche Lagen sind von der Luzernekultur auszuschließen. Luzernemüdigkeit wird auch hervorgebracht durch Bodenerschöpfung, Stockälchen an den Wurzeln oder Luzerneälchen an den jungen Trieben. Bei Rotkleemüdigkeit gehen die jungen Pflanzen im zweiten Vegetationsjahr ein, nachdem sie im ersten sich kräftig unter der Überfrucht ausgebildet und reichlichen Stoppelkleeschnitt getragen haben. Sie entsteht wohl bei Erschöpfung des Ober- und Untergrundes an assimilierbarem Kali auf üppigem Boden bei zu weit getriebener Lockerung des Untergrundes, durch tierische oder pflanzliche Parasiten. Über Rübenmüdigkeit s. Rübenbau.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.