- Zesen
Zesen, Philipp von (Caesius), deutscher Dichter. geb. 8. Okt. 1619 in Priorau bei Dessau, gest. 13. Nov. 1689 in Hamburg, studierte in Wittenberg und Leipzig und beschäftigte sich vorzüglich mit Philologie, Dichtkunst und deutscher Sprache. Seit 1641 hielt er sich größtenteils in Hamburg, außerdem aber mehrmals für längere Zeit in Holland auf. Ohne öffentliches Amt, ein mannigfach bedrängtes Literatendasein führend, wußte er sich doch bei einem Teil seiner Zeitgenossen in hohes Ansehen zu setzen. Sein Hauptbestreben war auf die Vervollkommnung und Reinigung der Muttersprache gerichtet, zu welchem Zweck er schon 1643 die Deutschgesinnte Genossenschaft (s. d.) gestiftet hatte, in der er den Namen des Färtigen (Fertigen) führte; freilich ging er in seinem Eifer zu weit und zog sich viel Spott und Tadel zu. Die Zahl seiner poetischen, kritischen, satirischen und moralischen Werke beträgt über 70. Sein bestes Werk ist der Roman »Adriatische Rosemund« (Amsterd. 1645; Neudruck von Jellinek, Halle 1899), worin die Trennung zweier Liebenden wegen der Verschiedenheit ihres Glaubensbekenntnisses dargestellt ist; ihm folgten einige Übersetzungen französischer Romane und nach langer Pause die Originalwerke: »Assenat« (Nürnb. 1679), die Geschichte Josephs poetisch behandelnd, und der schwächere »Simson« (das. 1679). Eins seiner bessern Gedichte, das einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt, ist »Priorau oder das Lob des Vaterlandes« (Amsterd. 1680). Außerdem hat er einige gute Lieder gedichtet. Eine Auswahl aller seiner Dichtungen gibt Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«, Bd. 13 (Leipz. 1837). Sein »Hochdeutscher Helikon« (zuerst 1640), eine Anleitung zur Poesie und Metrik, war für jene Zeit nicht ohne Wert. Von seinen sprachwissenschaftlichen Werken ist hervorzuheben die »Hochdeutsche Sprachübung« (Hamb. 1643). Vgl. Gebhardt, Untersuchungen zur Biographie P. Zesens (Dissertation, Straßb. 1888); Dissel, Philipp von Z. und die Deutschgesinnte Genossenschaft (Hamb. 1890); Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des 17. Jahrhunderts (Leipz. 1866).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.