- Biblische Einleitung
Biblische Einleitung (Einleitung in die Bibel, Introductio, Isagoge in Scripturam Sacram), derjenige Zweig der theologischen Wissenschaft, der sich mit dem Ursprung, der Geschichte und der Beschaffenheit der Bibel beschäftigt. Die b. E. behandelt in ihrem allgemeinen Teil die Entstehungsgeschichte des Kanon, die Geschichte des Textes, seiner Übersetzungen und Grundsprachen; im besondern Teil untersucht sie die Echtheit und Integrität der einzelnen Bücher, forscht nach Abfassungszeit und Verfassern, nach Veranlassung und Zweck derselben, bestimmt die allmähliche Entwickelung ihrer kirchlichen Autorität etc. Der Charakter der biblischen Einleitung ist ein historisch-kritischer; sie betrachtet die Bibel als literargeschichtliche Erscheinung und ist in diesem ihrem rein wissenschaftlichen Charakter ein Produkt der neuern protestantischen Theologie. Der Name findet sich zwar schon im kirchlichen Altertum, die Sache zuerst bei Richard Simon (»Histoire critique du Vieux Testament«, Par. 1678, u. »Histoire critique du texte du Nouveau Testament«, Rotterd. 1689), und einer unbefangenen Forschung brachen im Grunde erst Semler und Eichhorn in Deutschland Bahn. Die moderne Periode eröffnete De Wette, »Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die Bibel Alten und Neuen Testaments« (Bd. 1, 8. Aufl., Berl. 1869; Bd. 2, 6. Aufl. 1860). Gleichfalls Altes und Neues Testament umfaßt Bleek, »Einleitung in die Heilige Schrift« (Bd. 1, 6. Aufl., Berl. 1893; Bd. 2, 4. Aufl. 1886), und Reuß, »Die Geschichte der heiligen Schriften Alten Testaments« (2. Aufl., Braunschw. 1890) und Neuen Testaments (6. Aufl., das. 1887). Von neuern Bearbeitungen sind zu erwähnen: für das Alte Testament: Reusch (4. Aufl., Freib. 1870), Cornill (3. und 4. Aufl., das. 1896), Baudissin (Leipz. 1902); für das Neue Testament: Hilgenfeld (Leipz. 1875), B. Weiß (3. Aufl., Berl. 1897), Zahn (2. Aufl., Leipz. 1900), Jülicher (3. u. 4. Aufl., Freib. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.