- Wenden [2]
Wenden, ursprünglich die deutsche Bezeichnung der Slawen im allgemeinen (s. Slawen), während man heutigestags unter W. nur die in den beiden Lausitzen seßhaften Slawen zu verstehen pflegt, die sich selber Serbjo nennen und danach auch Sorben genannt werden. Das Gebiet der Sorben, in der ältesten historischen Zeit westlich bis an die Saale. östlich bis an den Bober, nördlich bis an die Havel und südlich bis an das Erzgebirge sich erstreckend, ist im Laufe der Zeit auf etwa 3500 qkm zusammengeschmolzen und umfaßt der Hauptsache nach nur noch die Kreise Kottbus, Spremberg und einen Teil des Kreises Kalau in der Niederlausitz, den Kreis Hoyerswerda und die Westhälfte des Kreises Rothenburg in der preußischen und fast den ganzen mittlern Teil der Kreish. Bautzen in der sächsischen Oberlausitz. In den Kreisen Guben, Lübben, Sorau und Görlitz ist die Zahl der W. nur noch sehr klein. Die Zahl der W. beträgt in der sächsischen Oberlausitz etwa 47,000, in der preußischen Oberlausitz gegen 28.000, in der preußischen Niederlausitz über 40,000 Seelen. Als Gesamtzahl der W., abgesehen von den in Deutschland zerstreut oder im Auslande lebenden, ergab sich bei der Volkszählung von 1900: 116,821. (Wendisch hatten als ihre Muttersprache angegeben in Preußen 64225, in Sachsen 28,727, Wendisch und Deutsch dagegen in Preußen 5487, in Sachsen 18,282.) Etwa 9/10 der W. sind evangelisch-lutherisch und 1/10 (fast ausschließlich sächsische W.) römisch-katholisch. Vgl. Giesebrecht, Wendische Geschichten aus den Jahren 780–1182 (Berl. 1841–43, 3 Bde.); R. Andree, Das Sprachgebiet der Lausitzer W. (Prag 1873) und Wendische Wanderstudien (Stuttg. 1874); Boguslawski und Hórnik, Historija serbskeho naroda (Bautz. 1884); Muka, Statistika lužiskih Serbow (das. 1884–86); E. Müller, Das Wendentum in der Niederlausitz (Kottbus 1894); Fr. Tetzner. Die Slawen in Deutschland (Braunschw. 1902). S. auch die Artikel »Deutschland«, S. 774, und »Wendische Sprache u. Literatur«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.