- Twesten
Twesten, 1) August Detlev Christian, prot. Theolog, geb. 11. April 1789 in Glückstadt, gest. 8. Jan. 1876 in Berlin, wurde Gymnasiallehrer in Berlin, 1814 außerordentlicher Professor der Theologie in Kiel, 1819 daselbst Ordinarius und 1835 Professor in Berlin als Nachfolger Schleiermachers, dessen Richtung er im Sinne der lutherischen Rechtgläubigkeit um bildete. Seit 1852 war er Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Die Logik, insbesondere die Analytik« (Schlesw. 1825); »Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche« (Bd. 1, Hamb. 1826; 4. Aufl. 1838; Bd. 2, 1. Abt., 1837); »Grundriß der analytischen Logik« (Kiel 1834); »Matthias Flacius Illyricus« (Berl. 1844). Vgl. Heinrici, A. T. nach Tagebüchern und Briefen (Berl. 1889).
2) Karl, Politiker, Sohn des vorigen, geb. 22. April 1820 in Kiel, gest. 14. Okt. 1870 in Berlin, studierte die Rechte, trat 1845 in den preußischen Justizdienst und ward Stadtgerichtsrat in Berlin. Er schrieb 1861 eine Broschüre: »Was uns noch retten kann«, in der er den General Manteuffel als Chef des Militärkabinetts »unheilvollen« Einflusses beschuldigte, und hatte deshalb mit diesem Ende Mai ein Duell, in dem er verwundet wurde. 1861 Mitglied des Abgeordnetenhauses geworden, gehörte T. zu den hervorragendsten Rednern der Fortschrittspartei und half 1866 die nationalliberale Fraktion gründen. T. saß auch im Reichstag des Norddeutschen Bundes. Wegen mehrerer Reden im Abgeordnetenhaus (namentlich 20. Mai 1865 über die Justizpflege unter Lippes Leitung und 10. Febr. 1866 über den bekannten Obertribunalsbeschluß) in langwierige gerichtliche und disziplinarische Untersuchungen verwickelt und 1868 zu einer Geldstrafe verurteilt, verließ er den preußischen Justizdienst und trat in die Berliner Stadtverwaltung. T. schrieb: »Schiller in seinem Verhältnis zur Wissenschaft« (Berl. 1863), »Macchiavelli« (das. 1868) u. a.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.