- Trollope
Trollope (spr. tróllŏp), 1) Frances, engl. Schriftstellerin, geb. um 1779 in Heckfield, Tochter des dortigen Vikars Multon, gest. 6. Okt. 1863 in Florenz, verheiratete sich 1806 mit dem Advokaten Thomas Anthony T., der 1835 starb. Eine Frucht ihres dreijährigen Aufenthaltes in Amerika war das satirische »Domestic manners of the Americans« (Lond. 1832, neue Ausg. 1849) sowie die Novellen: »The refugee in America« (1830, 3 Bde.), »The adventures of Jonathan Jefferson Whitlaw« (1836). Daneben Reisebeschreibungen: »Belgium and Western Germany« (1833, 2 Bde.), »Paris and the Parisians in 1835« (1836, neue Ausg. 1842) und »Vienna and the Austrians« (1838) und viele Novellen, wovon »The vicar of Wrexhill« (1836, neue Ausg. 1860; deutsch, Aachen 1837, 3 Bde.) die beste. Vgl. »Memoir of Frances T.« (hrsg. von ihrer Schwiegertochter Frances Eleanor T., Lond. 1895, 2 Bde.).
2) Thomas Adolphus, engl. Romanschriftsteller und besonders Kulturhistoriker, Sohn der vorigen, geb. 29. April 1810, gest. 11. Nov. 1892, studierte in Oxford und lebte seit 1842 in Florenz. Er veröffentlichte: »Girlhood of Catharine de Medici« (1856); »Tuscany in 1849 and 1850« (1859); »Filippo Strozzi: last days of old Italian liberty« (1860); »History of the Commonwealth of Florence«, sein Hauptwerk (1865, 4 Bde.); auch mehrere Romane aus dem italienischen Volksleben und im Verein mit seiner ebenfalls als Romanschriftstellerin bekannten Gattin Frances Eleanor T.: »The homes and haunts of Italian poets« (1881, 2 Bde.); endlich das autobiographische Werk: »What I remember« (1887 bis 1889, 3 Bde.).
3) Anthony, Bruder des vorigen, Romanschrift steller, geb. 24. April 1815, gest. 6. Dez. 1882 in London, erhielt seine Erziehung in Winchester und Harrow und bekleidete viele Jahre eine höhere Stellung in der englischen Postverwaltung. Sein erster Roman. »The Macdermots of Ballycloran« (1847), errang großen Erfolg. Er schildert hier und im weitern englisches Kleinleben der höhern Stände mit großem Talent, aber ohne besondere Vertiefung. Die Zahl seiner Romane beläuft sich auf etwa 80 Bände, darunter. »The Kellys and the O'Kellys« (1848); »The Warden« (1855); »Barchester Towers« (1857); »Doctor Thorne« (1858); »Castle Richmond« (1860), ein Lebensbild aus dem südlichen Irland; »Framley Par sonage« (1861); »The small house at Allington« (1864); »The last chronicle of Barset« (1867, auch unter dem Namen »The Cathedral Stories«); »Lady Anna« (1874); »The American senator« (1876); »Mr. Scarborough's family« (1883) etc. Auch hat T. viele Reiseschriften veröffentlicht, so: »South Africa« (4. Aufl. 1878, 2 Bde.), »New South Wales and Queensland« (1874), »Victoria and Tasmania« (1874) u. a. Sein Vorbild ist Thackeray, den er aber an Bedeutung nicht erreicht, was bei seiner Viel- und Schnellschreiberei begreiflich ist. Aus seinem Mangel an starker Persönlichkeit macht er ein ästhetisches Prinzip, indem er dem objektiven Realismus direkter Beobachtung huldigt und sich so gewissermaßen aus seinen Werken ausschaltet. Er gleicht dem Chronisten unter den Historikern. Vgl. seine »Autobiography« (Lond. 1883, 2 Bde.) und Bryce, Studies in contemporary biography (das. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.