Stichling

Stichling

Stichling (Gasterosteus Art.), Gattung der Stachelflosser aus der Familie der Stichlinge (Gasterosteidae), Fische mit spindelförmigem, seitlich zusammengedrücktem Körper, spitziger Schnauze, sehr dünnem Schwanzteil, Bürstenzähnen, freien Rückenstacheln vor der Rückenflosse, bauchständigen, fast nur aus einem Stachelstrahl bestehenden Bauchflossen und bisweilen mit 4–5 Reihen kleiner Schilder an den Seiten. Der gemeine S. (Stechbüttel, Stachelbarsch, Steckerling, G. aculeatus L., s. Tafel »Fische III«, Fig. 3, und Tafel »Hochzeitskleider II«, Fig. 6), 8 cm lang, mit drei Stachelstrahlen vor der Rückenflosse, oberseits grünlichbraun oder schwarzblau, an den Seiten und am Bauch silberfarben, an der Kehle und Brust blaßrot, wechselt vielfach in der Färbung (das Männchen färbt sich besonders lebhaft zur Laichzeit), findet sich in ganz Europa, mit Ausnahme des Donaugebiets, auch in Algerien und Nordamerika, ebenso häufig im süßen Wasser wie im Meer. Meist lebt er in der Nähe der Ufer, oft in großen Scharen, und schwimmt schnell mit heftigen, ruckweisen Bewegungen. Er ist streitsüchtig, kämpft tapfer mit seinen Stacheln und ändert in der Erregung seine Färbung; er jagt auf alle Tiere, die er zu überwältigen vermag, besonders auf Fischbrut, frißt auch Fischlaich und ist äußerst gefräßig. Er laicht in seichtem Wasser auf kiesigem oder sandigem Grunde und baut aus Wurzelfasern, Halmen etc. ein faustgroßes, länglich rundes Nest mit seitlichem Eingang, das er freischwebend zwischen Wasserpflanzen befestigt oder halb im Sande vergräbt. In dieses Nest (s. Abbildung) legen mehrere Weibchen zusammen 80–100 Eier und bohren dann auf der dem Eingang entgegengesetzten Seite ein Loch in das Nest, um sich zu entfernen. Das Männchen befruchtet die Eier, bewacht und verteidigt dann das Nest und sorgt durch Bewegung seiner Flossen für die nötige Strömung in demselben.

Gemeiner Stichling mit Nest.
Gemeiner Stichling mit Nest.

Die Jungen überwacht er und führt entweichende im Maul zum Nest zurück. Auch in der Gefangenschaft baut er Nester und pflanzt sich fort. Der S. soll nur drei Jahre alt werden. In der Teichwirtschaft ist er nicht zu dulden; in der Nordsee fängt man ihn oft in großer Menge und benutzt ihn als Dünger und Schweinefutter. In der Ostsee, bei Pillau, wird er wie auch in manchen Süßwasserseen gefangen und auf Tran verarbeitet. In der Nord- und Ostsee und südlich bis zum Meerbusen von Gascogne lebt der Seestichling (Dornfisch, Seeotter, Windfisch, G. spinachia L.), 15–20 cm lang, mit 15 Stacheln auf dem Rücken, röhrenförmig verlängertem Kopf und sehr schlankem, vierkantigem Schwanzstiel. Er wird an manchen Orten in großer Menge gefangen und auf Tran verarbeitet (Pillau). Einer der kleinsten Süßwasserfische ist der Zwergstichling (G. pungitius L.), 6 cm lang, mit 9–11 Stacheln auf dem Rücken; er lebt im ganzen Norden der Erde in Salz- und Süßwasser.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Stichling — bezeichnet eine Familie von Fischen, die Stichlinge eine Sägenart: Stichling (Werkzeug) Folgende Personen tragen den Familiennamen Stichling: Constantin Stichling (1766 1836), Präsident des Kammer Kollegiums in Weimar Luise Stichling (1781 1860) …   Deutsch Wikipedia

  • Stichling — (Gasterosteus L.), 1) Gattung aus der Ordnung der Stachel u. der Kehlflosser, die Kiemenhaut hat 3 Strahlen, der Körper ist geteilt, die Bauchflossen sitzen nahe an den Brustflossen, vor der Rückenflosse stehen einzelne, freie Stacheln. Diese… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Stichling — Stichling, Stechbüttel, Stachelbarsch (Gastrostĕus), zu den Stachelflossern gehörige einzige Gattg. der Familie der S. (Gastrosteĭdae), Fische mit breiten Schuppenplatten an Seiten und Vorderbauch und scharfen, aufrichtbaren Stacheln vor der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Stichling — (Gasterosteus), Gattung Fische aus der Ordnung der Stachelflosser, mit freien Stacheln statt der ersten Rückenflosse u. einem starken Stachel an der Stelle der Bauchflosse. Der gemeine S. (G. aculeatus), zahlreich in den süßen Gewässern Europas,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Stichling — Sm Fischart erw. fach. (14. Jh.), spmhd. stichelinc, mndd. stekelink, stickelink, mndl. stekeling Stammwort. Abgeleitet von Stichel in der allgemeinen Bedeutung Stachel : Der Fisch hat statt der ersten Rückenflosse Stacheln. In früherer Zeit… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Stichling — Stichel: Das altgerm. Substantiv mhd. stichel, ahd. stihhil, niederl. stekel, aengl. sticel »Stachel, Dorn, Spitze«, aisl. stikill »Spitze eines Trinkhorns« gehört zu der unter ↑ Stich behandelten Wortgruppe, vgl. ahd. stehhal, got. stikls… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Stichling — 1. Ein Stichling ist ein König, ein Lachs ein Herr, ein Karpff ein schelm, ein Hecht ein reuber, ein Barbe ein Schneider, ein Ael ein Geuckler, ein Neunaug ein Kind, ein Bürsch ein Ritter, ein Gruendel ein Jungfraw, ein Krebs ein Todtengräber,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Stichling (Werkzeug) — Stichling Ein Stichling (auch Bohrsäge oder Bohrraspel) ist ein Werkzeug, das im Holzhandwerk Verwendung findet. Es ist im Prinzip eine Rundraspel, bei der allerdings die Raspelschneiden an einer Spiralwindung entlang des Werkzeugs bis hin zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Stichling, der — Der Stíchling, des es, plur. die e, ein Ding, welches sticht. 1. Eine Art gelber Brustwenzel wird Stichling oder Sticherling genannt; Motacilla flava Linn. gelbe Bachstelze, Kuhstelze. 2. Noch häufiger eine Art kleiner Fische mit stacheligen… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stichling — Stịch|ling 〈m. 1〉 Angehöriger einer Fischfamilie, deren Rücken u. Bauchflossen in Dornen umgewandelt sind: Gasterosteidae [<mhd. stichlinc, mengl. stikeling <germ. *stikila „Stachel“] * * * Stịch|ling, der; s, e [mhd. stichelinc, nach den …   Universal-Lexikon

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