- Speichel
Speichel (Saliva), das Sekret der Speicheldrüsen, reagiert alkalisch und enthält durchschnittlich 0,5 Proz. feste Bestandteile, außer den Speichelkörperchen (kernhaltigen, protoplasmatischen, hüllenlosen, runden Zellen) namentlich: Mucin, Eiweißstoffe und ein diastatisches Ferment, das Ptyalin (Speichelstoff). Je nach den Drüsen, die den S. liefern, unterscheidet man Parotiden- (Ohrspeicheldrüsen-), Submaxillar- (Unterkiefer-) und Sublingual-(Unterzungen-)speichel. In der Mundhöhle findet sich ein Gemisch dieser verschiedenen Speichelarten mit Mundschleim vor; es wird als gemischter S. bezeichnet. Erwachsene Menschen sondern in 24 Stunden etwa 1,5 kg S. ab. Die Absonderung erfolgt nur, wenn die an die Speicheldrüsen tretenden Absonderungsnerven direkt oder reflektorisch gereizt werden. Für gewöhnlich wird die Sekretion reflektorisch hervorgerufen als Folge von Reizungen der Geschmacksnerven durch in die Mundhöhle eingeführte Geschmacksstoffe, ferner als Folge von Reizungen der Tastnerven der Mundhöhle, der Geruchsnerven und Magennerven. Auch beim Kauen und Sprechen wird die Speichelabsonderung vermehrt, ebenso durch die Vorstellung von Speisen, besonders bei Hungernden, und durch gewisse Arzneimittel etc. (s. Speichelfluß). Der S. löst die löslichen Substanzen der Nahrungsmittel auf, mischt sich mit den trockenen Speisen zu einem feuchten Brei und macht diese zum Verschlucken wie für die Magenverdauung geeignet; endlich wirkt er durch seinen Gehalt an Ptyalin verdauend auf die Kohlehydrate, indem er Stärkemehl in Zucker umwandelt. Dieser im Munde beginnende Prozeß setzt sich im Magen fort.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.