- Selborne
Selborne (spr. ßéllborn), 1) Roundell Palmer, Graf von, brit. Staatsmann, geb. 27. Nov. 1812 in Mixbury, gest. 4. Mai 1895 in Petersfield, wurde 1837 Rechtsanwalt und trat 1847 für Plymouth ins Unterhaus. Er schloß sich der gemäßigt-liberalen Partei an, tat sich namentlich in juristischen Fragen hervor und war 1861 unter Palmerston Solicitor general, 1863–66 Attorney general. 1868 lehnte er den Posten des Lord-Kanzlers ab, weil er mit Gladstones irischer Politik nicht übereinstimmte. 1871 vertrat er die britische Regierung vor dem Genfer Schiedsgericht. Nach dem Durchgehen der irischen Kirchenreform nahm er 1872 das Amt des Lord-Kanzlers an und wurde als Baron S. ins Oberhaus berufen. Im Anfang 1874 trat er mit Gladstone zurück, war aber 1880–85 wiederum Lord-Kanzler. 1882 wurde er zum Grafen von S. erhoben. 1886 lehnte er das ihm zum drittenmal von Gladstone angebotene Amt ab und schloß sich den liberalen Unionisten an. Er schrieb unter anderm: »A defence of the church of England against disestablishment« (neue Ausg. 1899); »Ancient facts and fictions concerning churches and tithes« (1882–92, 2. Aufl. 1892); nach seinem Tode erschienen »Memorials« (Lond. 1896–1898, 4 Bde.) und »Letters to his son on religion, etc.« (1898–99, 2 Bde.).
2) William Waldegrave Palmer, zweiter Graf von, engl. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 17. Okt. 1859, studierte in Oxford, war 1882–1884 Privatsekretär des Schatzkanzlers Childers, 1884 bis 1885 seines Vaters. 1885 wurde er ins Unterhaus gewählt, trennte sich 1886 mit seinem Vater von Gladstone und war 1886–92 erster »Einpeitscher« (whip) der liberalen Unionisten. Im Juli 1895 wurde er zum Unterstaatssekretär im Kolonialministerium, im November 1900 zum ersten Lord der Admiralität (Marineminister) und im März 1905 als Nachfolger Lord Milners zum Oberkommissar für Südafrika ernannt. Seine schnelle Laufbahn verdankt er nicht zum wenigsten seiner Vermählung mit Maud, einer Tochter des Marquis von Salisbury.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.