- Schreibkunst
Schreibkunst (hierzu Tafel »Schreibkunst« mit Text), die Kunst, Gedanken und Wörter durch irgendeine Art von Zeichnung auf dazu geeignetes Material für das Auge zu fixieren (s. Schrift). Während die S. nur nach Deutlichkeit strebt, kommt es der Schönschreibkunst oder Kalligraphie zugleich auf den ästhetischen Effekt an, den sie durch schöne Linienführung oder allerhand Ornamente und Zierschriften zu erreichen sucht. Besonders die Anfangsbuchstaben (Initialen) wurden im Mittelalter rot und lichtblau verziert und mit Bildern, den Miniaturen (s. d.), geschmückt. Die eckige, stark verschnörkelte Kanzleischrift des Mittelalters kommt noch jetzt als Zierschrift hier und da in Anwendung. Über die verschiedenen Schriftarten des Altertums und des Mittelalters s. Paläographie. Abgekürzter Schriftzeichen bedient sich die Stenographie (s. d.), die wie die Geheimschreibkunst (Kryptographie) schon bis in das Altertum zurückgeht (s. Geheimschrift). Abgerundete Formen charakterisieren die Rundschrift, die namentlich in Frankreich als écriture ronde weit verbreitet ist, in Deutschland in neuester Zeit von Sönnecken (»Die Rundschrift«, Bonn 1876) methodisch gestaltet wurde. Neuerdings hat auch die Gesundheitslehre ihre Aufmerksamkeit dem Schreibunterricht zugewendet und nicht nur die Frage aufgeworfen, ob Fraktur oder Antiqua die dem Auge zuträglichere Schriftgattung sei (von vielen wird von diesem Gesichtspunkt aus der Abgang von der Frakturschrift empfohlen), sondern auch vielfach für das Schreiben die Steilschrift als die die Körperhaltung am wenigsten beeinträchtigende empfohlen. Über die Technik der S. s. die beifolgende Tafel. Vgl. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (3. Aufl., Leipz. 1896); Sönnecken, Das deutsche Schriftwesen (Bonn 1881).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.