Schleppe [1]

Schleppe [1]

Schleppe, die gegen die Mitte des 14. Jahrh. in Frankreich und bald nachher auch in andern Ländern zur Mode gewordene Verlängerung der Damenkleider, die bald bis zu Ellenlänge heranwuchs und unter der prachtliebenden Isabella von Bayern, Gemahlin Karls VI., und am burgundischen Hof sich dermaßen steigerte, daß die Überfülle des Stoffes der Prunkkleider von Dienern oder Dienerinnen nachgetragen werden mußte (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 2, 4, 7 u. 9). Gegen das Ende des 15. Jahrh. wurde sie sehr gemäßigt, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. als Folge der reif- und glockenförmigen Röcke bei den verschiedenen Völkern allmählich verdrängt und erschien nur ausnahmsweise und bei besondern festlichen Gelegenheiten von übergroßer Länge. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. kam sie wieder in vollem Umfang in die Mode, erschien auch wohl als eine über den Reifrock lang herabhängende Stoffmasse (s. Tafel »Kostüme III«, Fig. 8), erhielt sich dann in dieser Weise bis zum Verschwinden der Reifröcke und kam im 19. Jahrh., wenn auch in gemäßigter Weise, wieder an den Kleidern selber in die Mode. Königinnen und Fürstinnen tragen bei festlichen Gelegenheiten besonders lange Schleppen von kostbaren Stoffen, die an den Roben befestigt und von Pagen getragen werden (Courschleppen). – In der Jägersprache, s. Geschleppe.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Schleppe — Schleppe, 1) eine Verlängerung hinten an Mänteln u. Frauenzimmerkleidern, welche ein ziemliches Stück auf die Erde reicht u. im Gehen auf der Erde hingezogen wird; daher ein mit einer S. versehenes Kleid ein Schleppkleid. Doch hat man auch S n,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schleppe [2] — Schleppe, im Schiffswesen, s. Schlippe …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schleppe — Sf std. (17. Jh.) Stammwort. Übernommen aus mndd. slepe, das von schleppen rückgebildet ist. Vorher sprach man vom Schweif oder Schwanz von Kleidern. deutsch s. schleppen …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Schleppe — Schleppenkleid und mantel im Codex Manesse Die Schleppe (von „schleppen“ im Sinne von „hinter sich her ziehen“) bezeichnet denjenigen Teil eines Kleidungsstücks, der hinter dem Träger bzw. der Trägerin über den Boden schleift. Röcke, Kleider und… …   Deutsch Wikipedia

  • Schleppe — Schlẹp|pe 〈f. 19〉 1. langer, am Boden nachschleifender Teil des Kleides 2. 〈Jägerspr.〉 2.1 an einer Leine nachgeschlepptes Gescheide von Hasen o. Ä., um Raubwild an eine bestimmte Stelle zu locken 2.2 Fährte der Wildente u. a. Wasservögel durchs …   Universal-Lexikon

  • Schleppe — die Schleppe, n (Oberstufe) Teil eines Kleidungsstücks, der hinter dem Träger bzw. der Trägerin über den Boden schleift Beispiel: Die Prinzessin trug bei ihrer Hochzeit ein wunderschönes Kleid mit langer Schleppe …   Extremes Deutsch

  • Schleppe — Schlẹp·pe die; , n; der lange, hintere Teil eines festlichen Kleides, den eine Frau beim Gehen auf dem Boden nach sich zieht: die Schleppe eines Brautkleides || K : Schleppenträger || K: Brautschleppe, Samtschleppe, Seidenschleppe …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Schleppe — schleppen: Mhd. (mitteld.) slepen ist im 13. Jh. aus mnd. slēpen, das dem hochd. 2↑ schleifen entspricht, übernommen worden. In dessen Bedeutung »am Boden hinziehen« gilt es im Nhd. nur begrenzt (z. B. »ein Schiff oder Netze schleppen«). Die… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schleppe — * Ich will keine Schleppe tragen. Holl.: Ik mag zulk een sleep achter mij niet hebben. (Harrebomée, II, 273b.) …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Schleppe (Begriffsklärung) — Schleppe bezeichnet: ein Kleidungsaccessoire, siehe Schleppe eine Brauerei, siehe Schleppe Brauerei eine Hautkrankheit, siehe Impetigo contagiosa die Wirbelspur hinter Flugzeugen, siehe Wirbelschleppe die Spur von U Booten, siehe Wärmeschleppe… …   Deutsch Wikipedia

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