- Rudolstadt
Rudolstadt, Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-R., an der Saale, die hier den Schaalbach und den Wüstenbach aufnimmt, in schöner Gegend, an der Staatsbahnlinie Großheringen-Saalfeld, 197 m ü. M., hat 3 evangelische und eine kath. Kirche, 2 Schlösser (das fürstliche Residenzschloß Heidecksburg auf einer Anhöhe, 60 m über der Saale, mit prachtvollem Saal, Gemäldegalerie, Sammlungen von Kupferstichen und Antikenabgüssen u. Bibliothek, und die Ludwigsburg mit dem fürstlichen Naturalienkabinett), ein Denkmal des Dialektdichters A. Sommer, ein Bad (Rudolsbad) mit großem, schönem Park, einen Stadtpark und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 96) 12,494 Einw., davon 190 Katholiken und 26 Juden. R. hat eine chemisch-pharmazeutische Fabrik (470 Arbeiter), 3 Porzellan-, eine Terrakotta- u. 3 Klaviaturenfabriken, Fabrikation von ätherischen Ölen, Steinbaukasten, Musikautomaten, Schokolade, Zuckerwaren, Bilder- und Spiegelrahmen, Korkwaren und Kartonnagen, Gerberei, Bierbrauerei etc. Von Bildungs- und andern Anstalten befinden sich dort ein Gymnasium mit Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Technikum, eine Handelsschule, eine öffentliche Bibliothek mit über 65,000 Bänden, ein Theater, eine Landeskrankenheil- und Pflegeanstalt etc. R. ist Sitz des Ministeriums, eines Kirchenrats, eines Generalsuperintendenten, eines Landratsamts, eines Forstamts und eines Landgerichts.
In der Nähe das Dorf Volkstedt (1788 Schillers Wohnsitz) mit Porzellanfabrik und (1900) 1751 Einw., etwas abseits die Schillerhöhe mit Anlagen und einem Denkmal des Dichters und ein Bismarckturm. Zum Landgerichtsbezirk R. gehören die 13 Amtsgerichte in: Frankenhausen, Gräfenthal, Kamburg, Königsee, Leutenberg, Oberweißbach, Pößneck, Ranis, R., Saalfeld, Schlotheim, Stadtilm und Ziegenrück. – Der Name wird zuerst in einem 800 angelegten Verzeichnis der Güter der Abtei Hersfeld erwähnt. Später war R. königlich und fiel unter Albrecht dem Bären an die Grafschaft Orlamünde, bei der Teilung von 1247 an Otto II. von Weimar und 1335 an Heinrich X. von Schwarzburg. In der thüringischen Fehde wurde es 1345 vom Landgrafen Friedrich dem Ernsthaften niedergebrannt. 1404 erhielt R. von dem Grafen Heinrich XVII. die Bestätigung seines Stadt- und Marktrechts. 1532 ward die Reformation eingeführt. Hier soll Herzog Alba 1547 durch das entschlossene Auftreten der Gräfin Katharina von weitern Gewalttaten gegen die Schwarzburger Protestanten abgeschreckt worden sein. Unter Albert VII. ward R. 1599 die Residenz einer Hauptlinie des schwarzburgischen Geschlechts. 1735 wurde das Schloß durch eine Feuersbrunst fast gänzlich zerstört, aber bis 1744 schöner wieder aufgebaut. Vgl. Renovanz. Chronik von R. (Rudolst. 1860); Anemüller, Geschichtsbilder aus der Vergangenheit Rudolstadts (das. 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.