Rafflesĭazeen

Rafflesĭazeen

Rafflesĭazeen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Monochlamyden, zunächst mit den Hydnorazeen u. Aristolochiazeen verwandt, chlorophyllfreie Schmarotzergewächse von stark reduzierter Bildung, die mittels eines pilzähnlichen Thallus in Wurzeln, in wenigen Fällen, bei Apodanthes und Pilostyles, auch in Stengeln bestimmter Nährpflanzen wuchern und aus der Rinde derselben ihre mit schuppigen Deckblättern besetzten, meist beulenförmigen Blütenpolster hervortreten lassen. Die Blüten (s. Abbildung) selbst sind bei den verschiedenen Gruppen der R. abweichend gebaut.

Blüte von Cytinus (Längsschnitt).
Blüte von Cytinus (Längsschnitt).

Die vorzugsweise im Ostindischen Archipel einheimischen, ca. zehn Arten umfassenden Rafflesieen mit den Gattungen Rafflesia und Brugmansia besitzen ein in fingerförmige oder breite Zipfel geteiltes, fleischiges Perigon, in dessen Mitte sich der Blütenscheitel in Form einer oben kopfig erweiterten Säule, der Kolumna, erhebt. Rings unterhalb ihres Kopfes steht bei den männlichen Blüten ein Kranz von Antheren und bei den weiblichen Blüten eine ringförmige, papillöse Narbenzone, die nach oben von einer Scheibe abgeschlossen wird. Der untere Teil der Blüte bildet einen nicht von der Blütenachse differenzierten Fruchtknoten, der in unregelmäßigen Spalten die geradläufigen, nur mit einem Integument versehenen Samenknospen erzeugt. Bei der stammschmarotzenden, in Amerika und in der Alten Welt einheimischen Gruppe der Apodantheen wird eine wirkliche Fruchtknotenhöhle ausgebildet; die Blüten stehen einzeln, die Staubblätter bilden 2 oder 3 Kreise, die Samenknospen haben zwei Integumente. Die hierhergehörigen zwei in Brasilien einheimischen Arten der Gattung Apodanthes wuchern in der Stengelrinde von Flakourtiazeen, die Gattung Pilostyles, von der eine Art (P. Haussknechtii) in Syrien und Kurdistan, die übrigen in Südamerika und Angola vorkommen, schmarotzt auf Leguminosen. Die dritte Gruppe der R., die Cytineen, entwickeln traubige, schöngefärbte Blütenstände, die aus massigen, in der Rinde der Wirtspflanze liegenden Gewebekörpern hervorbrechen, und besitzen Fruchtknoten mit verzweigten Samenleisten; eine Art (Cytinus Hypocistis) des Mittelmeergebiets wuchert auf den Wurzeln von Cistus. Vgl. Schmarotzerpflanzen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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